Zum neuen Band von Elena Ferrante

Das Geheimnis ihres Erfolges

Szene aus einer Verfilmung eines Elena-Ferrante-Romans.
Wer ist Elena Ferrante? Literaturblogger Stefan Mesch findet es legitim, dass sie hinter ihrem Pseudonym verborgen bleiben möchte. © imago
Stefan Mesch im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow |
Band vier von Elena Ferrantes Neapel-Zyklus kommt nun in die deutschen Buchläden: "Die Geschichte des verlorenen Kindes". Warum nur entfaltet die Reihe eine solche Sogwirkung? Den Literaturblogger Stefan Mesch erinnern die Romane an eine gut gemacht Fernsehserie.
Elena Ferrante, die italienische Autorin, die niemanden hinter ihr Pseudonym blicken lässt und Face-to-Face-Interviews verweigert, zählt zu den Bestseller-Garanten der Gegenwart. Der vierte und letzte Teil ihres Roman-Zyklus' um die beiden Freundinnen Elena und Lila erscheint nun auch in Deutschland: "Die Geschichte des verlorenen Kindes".
Die Saga erzählt von zwei Freundinnen, die unterschiedliche Lebenswege einschlagen und doch miteinander verbunden sind. Die Bücher haben Millionen Leser gefunden. Was ist das Geheimnis des Erfolgs?

Nicht immer die gleiche Masche

Der Literaturkritiker und Blogger Stefan Mesch sagt, auf keinen Fall schreibe Ferrante ihre Romane nach immer der gleichen Masche. Im dritten Teil habe es einen deutlichen Bruch gegeben, und im jetzt auf Deutsch erschienenen Band hätten die Figuren nichts Prototypisches mehr.
Mesch fühlt sich an eine gut gemachte Fernsehserie mit hohem Suchtfaktor erinnert: Man komme den Charakteren sehr nahe und bleibe deshalb dran. Was ebenfalls vielen Lesern aus dem Herzen spreche:
"Es heißt zwar immer ‚Freundinnen‘, aber die mögen sich nicht so richtig und die beneiden sich. Die Hälfte der Probleme in diesen Büchern entsteht daraus, dass die eine der anderen irgendwas nicht sagt. Und dann vier Jahre wartet, bis sie das nächste Mal anruft. Und das ist eine Ambivalenz, die ganz viele Leute aus ihren eigenen Freundschaften kenne."

Das Recht auf Anonymität

Mesch findet Ferrantes Wunsch, anonym zu bleiben, legitim und nachvollziehbar. Denn sobald mehr über den Hintergrund der Autorin bekannt würde, fingen viele Kritiker an, den Inhalt der Romane mit dem Lebenslauf der Autorin in Zusammenhang zu bringen. Bester Beweis: Zwischenzeitlich hieß es, hinter dem Namen stecke die Übersetzerin Anita Rajas. Das rief prompt Kritiker auf den Plan, die bemängelten, Rajas stamme aus gutbürgerlichem Haus und habe immer in Rom gelebt. Ob sie denn überhaupt über neapolitanische Unterschichten-Familien schreiben dürfe?
(mkn)
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