Zum Start der Elbschwimmstaffel

Für saubere Flüsse und Meere

Die Elbe aufgenommen am 27.08.2014 bei Bleckede (Niedersachsen).
Vom "stinkdreckigen" Fluss zum wunderschönen Biosphärenreservat: die Elbe bei Bleckede (Niedersachsen) © picture alliance / dpa /
Antje Buschschulte im Gespräch mit Ute Welty |
Vor 25 Jahren sei die Elbe "stinkdreckig" gewesen, heute könne man darin schwimmen, sagt Ex-Schwimmerin Antje Buschschulte. Sie selbst kann bei der heute startenden Elbschwimmstaffel jedoch nicht mitmachen.
Am Samstag startet in Bad Schandau die größte deutsche Freiwasser-Staffel, die Elbschwimmstaffel.
"Ich unterstütze das Projekt von ganzem Herzen", sagte Ex-Schwimmerin Antje Buschschulte am Samstag im Deutschlandfunk Kultur. Mitschwimmen kann die mehrfache Welt- und Europameisterin allerdings nicht: "Ich bin hochschwanger."

Ihr Wunsch: Flussschwimmbäder

Buschschulte begrüßt, dass die Wasserqualität der Elbe sich gegenüber früher stark verbessert hat: "Vor 25 Jahren war die Elbe ein stinkdreckiger Fluss, und jetzt ist er so sauber, dass man hier Biber sehen kann in der Stadt und dass Fische drin schwimmen."
Auch Menschen könnten im Fluss schwimmen, doch das sei leider nicht erlaubt. "Ich fände es total toll, wenn man in der Elbe auch regulär irgendwo baden könnte, in so einem Flussschwimmbad. Früher gab es die, ich weiß nicht, so um 1900 rum, und so was könnte man wieder – jetzt wo das Wasser sauber ist – wiederaufleben lassen. Das würde mich jetzt freuen, wenn wir sowas hätten."
Die ehemalige Weltklasse-Schwimmerin Antje Buschschulte.
Die ehemalige Weltklasse-Schwimmerin Antje Buschschulte.© imago/Christian Schroedter
Bei der Elbschwimmstaffel werden in Einzeletappen von bis zu vier Kilometern Länge etwa 200 Schwimmer die Elbe durchschwimmen. Start ist der 24. Juni in Bad Schandau, die Staffel endet am 12. Juli in Geesthacht. Mit der Aktion wollen die Initiatoren im Wissenschaftsjahr "Meere und Ozeane" auf den hohen Wert sauberer Flüsse aufmerksam machen.

Das Interview im Wortlaut:
Ute Welty: Das Wasser ist ohne Frage ihr Element: 54 internationale Medaillen hat die Schwimmerin Antje Buschschulte gewonnen, darunter Gold bei der Weltmeisterschaft 2003 über 100 Meter Rücken. Inzwischen engagiert sich die promovierte Neurobiologin auch für Wasser in der freien Wildbahn, zum Beispiel heute, wenn die größte deutsche Freiwasser-Schwimmstaffel in der Elbe beginnt. Guten Morgen, Frau Buschschulte!
Antje Buschschulte: Guten Morgen!
Welty: Sie leben in Magdeburg, da kommt man ja nicht umhin, die Elbe in der Nähe zu haben. Was bedeutet Ihnen der Fluss?
Buschschulte: Oh, der Fluss bedeutet mir sehr viel, weil Wasser ist immer irgendwie lebendig, und wir wohnen relativ nah an der Elbe. Ich fahre jeden Morgen über beide Elbarme zur Arbeit und beobachte, wie sich der Fluss so im Laufe der Jahreszeiten verändert, und das ist schon sehr schön. Also, ich genieße das.

Früher ein "stinkdreckiger" Fluss

Welty: Seit wann ist die Elbe eigentlich wieder so sauber, dass man darin schwimmen kann?
Buschschulte: Oh, das weiß ich nicht genau, aber seit einigen Jahren. Also ich denke so vor 25 Jahren war die Elbe ein stinkdreckiger Fluss, und jetzt ist er so sauber, dass man hier Biber sehen kann in der Stadt und dass Fische drin schwimmen, und man kann auch selber drin schwimmen, man darf es nur nicht.
Welty: Ah, aber jetzt am Wochenende wird die Ausnahme gemacht.
Buschschulte: Ja, das ist total toll. Ich wäre super gerne mal mit der Elbströmung am Domfelsen vorbeigeglitten im Schwimmen, aber leider wird es mir nicht möglich sein, da selber mitzumachen, aber ich unterstütze das Projekt vom ganzen Herzen.
Welty: Das müssen wir jetzt erklären.
Buschschulte: Ich bin schwanger, hochschwanger, und ich glaube nicht, dass das gut wäre, wenn ich jetzt drei Kilometer schwimmen würde. Also ich kann noch schwimmen, aber vielleicht nicht unter den Voraussetzungen.

Werbung für den Fluss Elbe

Welty: Es ist mit absoluter Sicherheit der beste aller Gründe. Wenn es jetzt schon soweit ist, dass man schwimmen kann, mit welchem Ziel startet dann die Freiwasser-Staffel? Die ist ja als Veranstaltung zum Wissenschaftsjahr "Meere und Ozeane" zugehörig, wobei die Elbe ja genaugenommen weder ein Meer noch ein Ozean ist.
Buschschulte: Na ja, es ist ja, was eigentlich jeder weiß, dass in der Ökologie alles oder vieles mit vielem zusammenhängt. Das wird vielleicht deutlich, dass wenn der Mensch eingreift, dass dann am Great Barrier Reef große Schäden entstehen. Das mag sehr plastisch sein, aber man kann ja auch mal vor der Haustür anfangen zu schauen, was passiert eigentlich mit dem Wasser und den Einträgen ins Wasser, zum Beispiel Nitrat oder Plastik oder was auch immer in den Flüssen drin ist, was jetzt noch nicht so perfekt ist. Das gelangt ja auch irgendwann ins Meer, und diese Wasserkreisläufe gehören ja zusammen, und ich finde einige von den Projekten, die im Rahmen des Wissenschaftsjahrs erforscht werden, auch sehr interessant.
Also gerade für uns Elbanwohner ist auch Hochwasserschutz eine interessante Geschichte, und wie man naturnahe Gewässer und Hochwasserschutz in Einklang bringt und was mit dem alten Schlamm, der noch unten in der Elbe drin ist, der nicht so sauber ist, passiert. Also all diese Fragen sind ja sehr interessant und bestimmt auch für mehrere Leute interessant, und ganz nebenbei macht es Werbung für den Fluss Elbe, der ja sehr schön ist und für das Schwimmen natürlich.

Jeder kann etwas für saubere Flüsse tun

Welty: Sich für die Freiwasser-Staffel zu engagieren, das ist das eine, aber was tut Antje Buschschulte im Alltag, damit Flüsse und Meere und Ozeane sauberer werden?
Buschschulte: Na ja, ich fahre jetzt nicht mit dem Sieb durch die Gegend, das geht natürlich nicht, aber ich glaube, jeder einzelne kann versuchen, seinen Fußabdruck, was Plastiktüten angeht zum Beispiel, möglichst gering zu halten, und wenn man denn mal am Meer und am Strand ist oder am Flussstrand, dann eben keinen Müll zu hinterlassen, aber vieles hängt natürlich auch von etwas größeren Themen ab, so wie der Landwirtschaft oder Industrie. Das war das, was die Elbe dann sauber gemacht hat: Kläranlagen und kein Industriedreck, aber ich denke, man kann auch als Einzelner sich einbringen mit den kleinen Sachen.
Welty: Prominente springen in Flüsse, da muss man unwillkürlich an Klaus Töpfer denken, der als Umweltminister 1988 im Rhein schwamm. Das war allerdings eine verlorene Wette, aber nichtsdestotrotz ist Töpfer in irgendeiner Form ein Vorbild?
Buschschulte: In den Fluss zu springen?
Welty: Ja.

Regulär baden in der Elbe - das wäre toll

Buschschulte: Also ich finde das gut, wenn man das macht, aber ich glaube, man darf ja in die Schiffbahnflüsse gar nicht so einfach reinspringen. Das ist das große Problem. Ich fände es total toll, wenn man in der Elbe auch regulär irgendwo baden könnte in so einem Flussschwimmbad. Früher gab es die – ich weiß nicht, 1900 rum –, und sowas könnte man ja wieder jetzt, wo das Wasser sauber ist, wieder aufleben lassen. Das würde mich jetzt freuen, wenn wir sowas hätten.
Welty: Heute beginnt die größte deutsche Freiwasser-Staffel Deutschlands, die Elbschwimmstaffel, unterstützt von Antje Buschschulte – ein großer Name im deutschen Schwimmsport. Haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch!
Buschschulte: Gerne! Danke schön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. DLFKultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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