Zum Tod des Publizisten Hermann Glaser

Vordenker moderner Kulturpolitik

Hermann Glaser, ehemaliger Kulturdezernent in Nürnberg und Leiter des Kulturausschusses des Deutschen Städtetages, aufgenommen am 19.07.2013 am Rande eines Interviews in seinem Haus in Roßtal (Bayern)
Hermann Glaser, hier im Jahr 2013 © dpa/Daniel Karmann
Klaus-Jürgen Sembach im Gespräch mit Gabi Wuttke |
Hermann Glaser hat die Kulturgeschichte der Bundesrepublik geprägt. Kulturpolitik müsse "tanzen", forderte er. Klaus-Jürgen Sembach, ehemaliger Leiter des Museums Industriekultur in Nürnberg, verrät, warum Hermann Glaser ein Vorbild für ihn war.
Hermann Glaser schrieb die "Kulturgeschichte der Bundesrepublik Deutschland" und die "Kleine Kulturgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert", war lange Kulturdezernent seiner Heimatstadt Nürnberg und forderte schon Mitte der 1970er-Jahre: Kulturpolitik müsse "tanzen". Auf seine Anregung hin wurde dort das Museum Industriekultur gegründet. Der ehemalige Leiter, Klaus-Jürgen Sembach, erinnert sich vor allen Dingen an den weiten Horizont Glasers. "Seine Interessen waren sehr weit gespannt, man hatte sofort immer Themen, die uns beide berührten."

Zeitzeugenschaft war Glaser wichtig

Die Idee für das Museum Industriekultur hatte Glaser, um "Überlebende noch zu fragen. Also die Arbeiterkultur noch zu fassen, mit Zeugen, mit eigenen Aussagen und mit Dingen, die sie in Besitz hatten", so der ehemalige Museumsdirektor. Zeitzeugenschaft sei für Hermann Glaser ganz wichtig gewesen, sagt Klaus-Jürgen Sembach.
Auch mit dem "Dritten Reich" hat sich Hermann Glaser befasst. Beim Reichsparteitagsgelände in Nünberg plädierte er für "dokumentierende Aufarbeitung", noch in seinen letzten Lebensjahren warnte er vor dem "Resonanzboden des Nationalsozialismus" und doch war er kein Pessimist, eher einer, der das Gute wollte, weil er die Vergangenheit und ihren Wert kannte. "Er war nicht skeptisch, er hatte immer Ideen. Er war sehr lebendig", sagt Sembach.

Hermann Glaser war ein Vorbild

Glaser sei ein sehr kultivierter Mensch gewesen, führt Sembach weiter aus. "Er konnte sich bei Interviews verbal vollendet ausdrücken. Das habe ich mir immer als Vorbild genommen. Das muss man präzise im Kopf haben", so Sembach abschließend.
Jetzt ist das Vorbild Hermann Glaser im Alter von 89 Jahren gestorben.
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