Geistige Verwandtschaft mit Freud

Der verstorbene Schauspieler Dietmar Schönherr sei ein Mensch mit "zornigem Charme" gewesen, sagt der Regisseur Günther Klein. In dessen Fernsehfilm "Freud – Aufbruch in die Seele" spielte Schönherr die Titelrolle.
Schönherr habe sich Sigmund Freud sehr verwandt gefühlt, sagte Klein in der Sendung "Studio 9 – Kultur und Politik am Mittag" im Deutschlandradio Kultur:
"Also in Bezug auf die geistige Sicht der Welt. Dieser zornige Charme, den er gehabt hat. Diese tieftraurige, hoffnungslose Hoffnung auf die Besserung der Welt. Das kam in dem Film eigentlich auch ganz schön zum Tragen."
Die Zusammenarbeit mit dem damals bereits über 80-jährigen Schönherr für den Film über die letzten Lebensmonate von Freud sei sehr intensiv gewesen, meinte Klein:
"Er hat immer gesagt: 'Das ist mein wichtigster Film'. Ich habe immer gesagt: 'So ein Blödsinn. Du hast 100 Kinofilme gemacht.' Ich glaube aber, es war dieser hohe Grad an Identifikation mit dem alten Freud, die so stark gewirkt hat."
Neben dem sozialen Engagement sei für Schönherr die Ehe mit Vivi Bach (1939-2013) am wichtigsten gewesen, so Klein: "Das war eine sehr symbiotische Beziehung." Auf Ibiza habe der Schauspieler allerdings "sehr abgetrennt" vom Filmbetrieb gelebt:
"Da hat er im Grunde das Gefühl gehabt: Dieses Medium Fernsehen, das ist so ein gefallenes Medium. Das ist oberflächlich geworden. Und im Grunde sei alles gesagt. Da hat er dann keine Ambitionen mehr gehabt."