Ein Unternehmer und Künstler
Alfred Neven-DuMont war als Verleger alles andere als gleichgültig gegenüber der journalistisch-publizistischen Arbeit in seinen Zeitungshäusern. Manchmal redete er auch rein, erinnert sich der freie Kulturjournalist Arno Widmann.
"Der Neven-DuMont war ja ein merkwürdiger Verleger", sagte der Kulturjournalist Arno Widmann im Deutschlandradio Kultur. "Der las nämlich die Artikel, die in seiner Zeitung erschienen."
Auf die Frage, ob Neven-DuMont auch in die journalistische Arbeite reinredete, sagte Widmann: "Ich habe diese Erfahrung mit ihm nur einmal gemacht. Ansonsten bekam ich immer mal wieder eine Meldung, dass das ganz hervorragend sei. Irgendwie hatte er mich da positiv wahrgenommen."
Ein Artikel der Autorin Mely Kiyak, in dem diese "den deutschen Adel, also Herrn von Lambsdorff" angriff, hatte dem Verleger allerdings nicht gefallen: "Und da meinte er dann aus alter Vertrautheit mit der Familie Lambsdorff intervenieren zu müssen."
Das ganze Haus habe aber widerstanden. "Er hat mir dann mitgeteilt, dass ich wohl etwas verliebt in die Dame sei", so Widmann, der als Feuilletonchef für die "Berliner Zeitung" und "Frankfurter Rundschau" arbeitete.
"Die Vorstellung, dass die Verleger nichts zu tun haben, mit den Zeitungen, die sie durchfüttern, halte ich für völlig realitätsfern", kommentierte Widmann diese Episode.
"Unternehmer und Künstler"
Neven-DuMont sei "Unternehmer und Künstler" gewesen, sagte Widmann und erinnerte daran, dass Alfred Neven-DuMont auch Romane schrieb:
"Er hat ein Buch geschrieben, einen Roman, hat ihn unter Pseudonym veröffentlicht, ist gescheitert damit. Also, die Kritik hat's verrissen und das Publikum hat's nicht gekauft. Und dann hat er jedenfalls, so weit ich das weiß, 15 Jahre lang geschwiegen, hat aber diese kleine Flamme, die da in ihm brannte, bewahrt und irgendwann (…) ist diese Flamme ein Feuer geworden."
Seinen zweiten Roman veröffentlichte Alfred Neven-DuMont im Alter von 82 Jahren und war damit erfolgreicher. "Eine respektable Leistung", sagte Widmann.