Schriftsteller und Brandmelder
Amos Oz ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Obwohl er Mitbegründer der politischen Bewegung „Peace Now“ in Israel war, begriff er sich nicht als Pazifist. Unser Literaturkritiker berichtet über den „Kämpfer mit hohen moralischen Standards“.
Carsten Hueck beschreibt Amos Oz im Deutschlandfunk Kultur als "Kämpfer", als jemanden mit "hohen moralischen Standards", der in zwei Kriegen gedient hat und durchaus stolz auf die wirtschaftliche und institutionelle Entwicklung Israels war.
Kurz vor seinem Tod veröffentlichte der israelische Schriftsteller noch einen kleinen Essay-Band über Fanatismus, welchen er auch auf Arabisch und Russisch herausbringen ließ. "Ihm war wichtig, dass auch diese Bevölkerungsgruppen das lesen und sich eben mit seinem Standpunkt zum Extremismus auseinandersetzen können", berichtet Hueck.
"Du hast mein Leben komplizierter gemacht"
Seine politischen Gegner aus der Siedlerbewegung in der Westbank beispielsweise hätten ihm daraufhin geschrieben: "Es ist nicht so, dass ich jetzt mein Leben ändere, aber du hast mein Leben komplizierter gemacht mit dem, was du geschrieben hast." Das habe ihn "natürlich gefreut" und da sei er "einfach politisch aktiv in der Auseinandersetzung und streitbar wie eh und je" gewesen, so Hueck weiter.
Oz pochte außerdem auf die Wichtigkeit des geistigen Erbes für das Judentum: "Die Texte haben für die Kontinuität des jüdischen Volkes gesorgt", nicht die Gene. Als Autor habe er sich zudem als eine "Art Brandmelder" verstanden: "Wenn er merkte, dass die Sprache missbraucht wurde, dann ist das der erste Schritt zu einer Gesellschaft, die eben auch Menschen missbraucht. Und da muss er eingreifen und als Schriftsteller und Autor tätig werden", erklärt Hueck.
Sprache und Literatur weiterentwickelt
Über all die Jahre seit seinem Roman "Liebe und Finsternis" habe Oz zudem nicht nur das hohe literarische Niveau beibehalten, sondern auch die Neue Hebräische Literatur und seine Sprache weiterentwickelt: Sie ist "einfacher geworden, klarer, präziser, holzschnittartiger", so Hueck weiter.
Amos Oz' Geschichten gingen zudem weit über die israelische Literatur per se hinaus, erklärt Hueck: "Er war jemand, der zuhause war in der Literatur und vor allen Dingen auch in der religiösen Literatur. Das hat er mit in sein Schreiben einbezogen. Also zwischen Tradition und Moderne bis Postmoderne."