Zum Tod von Anna Karina

Das weibliche Gesicht der "Nouvelle Vague"

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Eine Filmszene aus "Die Geschichte der Nana S." von Jean Luc Godard zeigt Anna Karina in einer Nahaufnahme auf einem weißen Kissen liegend.
Anna Karina in der Geschichte der Nana S. von Jean Luc Godard. © imago images / ZUMA/Keystone
Bert Rebhandl im Gespräch mit Shanli Anwar |
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In der Karriere der jetzt verstorbenen Schauspielerin Anna Karina habe der männliche Blick eine zentrale Rolle gespielt, sagt der Filmkritiker Bert Rabhandl. Ihre Zeit der "Nouvelle Vague" habe einen kritischeren Blick verdient.
Anna Karina war das weibliche Gesicht der "Nouvelle Vague" und drehte mit Jean-Luc Godard mehrere Filmklassiker wie "Elf Uhr nachts" und "Eine Frau ist eine Frau". Nun ist die Schauspielerin, Regisseurin und Autorin im Alter von 79 Jahren gestorben.
Entdeckt wurde die Schauspielerin Anna Karina in einem Pariser Café. Sie sei damals 17 Jahre alt gewesen und habe sich ganz alleine mit 10.000 Francs in die französische Hauptstadt aufgemacht, sagt der Filmkritiker Bert Rebhandl. "Zunächst wurde sie entdeckt als Fotomodell und da begann man dann für sie eine Identität zu bauen."
Der französiche Regisseur Jean-Luc Godard im Vordergrund mit Anna Karina.
Die Schauspielerin Anna Karina und ihr Entdecker, der Filmregisseur Jean Luc Godard.© imago images / Photo12 / Luc Fournol
Godard sei dann auf sie aufmerksam geworden. Diese Begegnung und ihre spätere Beziehung sei für Karinas Karriere sehr entscheidend gewesen, sagte Rebhandl. "Er hat sie entdeckt als Schauspielerin, er hat ihr ihre erste große Rolle gegeben." Das Paar habe eine Reihe von Filmen miteinander verwirklicht, in denen Godard der "Maestro" gewesen sei und seine Rolle mit der von Josef von Sternberg und Marlene Dietrich verglichen habe.
Es sei für Karinas Karriere sehr entscheidend gewesen, dass sie auf diese Filme der frühen 1960er-Jahre festgelegt worden sei. "Das war eben auch der Höhepunkt der Nouvelle Vague, das war eine heroische Zeit des Kinos." Später sei Karina sicher weiter gerne mehr wahrgenommen worden.

Der männliche Blick

Wenn man die Schauspielerin als Doppelagentin in ihrem ersten Film "Der kleine Soldat" gesehen habe, sei klar geworden, dass Godard sie als sehr fragile Frau und als Objekt der Männer inszeniert habe. In ihrer Schauspielkarriere habe dieser männliche Blick immer eine große Rolle gespielt. Sie sei sehr erotisch gewesen, aber keine "femme fatale" wie im US-amerikanischen Kino.
Karina war in Frankreich auch als Sängerin bekannt, schrieb auch Drehbücher und vier Romane. Als Schriftstellerin könnte man sie heute noch entdeckten, sagt Rebhandl nach der Lektüre eines der Romane.
Die Schauspielerin Anna Karina mit Michel Serrault in dem Film "Three Fables of Love" von 1962.
Die Schauspielerin Anna Karina mit Michel Serrault in dem Film "Three Fables of Love" von 1962. © Courtesy Everett Collection/picture-alliance
Im Rückblick sei es sehr interessant, nochmal auf diese 1960er Jahre zu blicken, sagte der Filmkritiker. "Die Nouvelle Vague war ein Männerverbund." Die Regisseure jener Zeit, wie Godard oder François Truffaut, hätten mit Stars Dinge getan, die man heute stärker hinterfragen würde. "Karina hat sich später auch durchaus so geäußert, dass man spürt, dass es eine schmerzhafte Erfahrung auch für sie war." Man sollte einmal über die "Nouvelle Vague" aus weiblicher Perspektive schreiben. "Das wäre ein hochinteressantes Projekt und sie wäre da eine zentrale Figur."
(gem)
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