Die Filmwissenschaftlerin Claudia Dillmann, die bis 2017 das Frankfurter Filmuseum leitete, würdigte Brauner als ungewöhnlich kreativen Produzenten, der an Drehbüchern mitschrieb und am Filmset präsent war. Das Interview mit ihr hören Sie hier:
Ein unglaublich kluger und begeisterungsfähiger Mensch
05:43 Minuten
Der „letzte große Tycoon“ des deutschen Films ist tot. Artur Brauner ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Auf sein Konto gehen seichte Unterhaltungsfilme genauso wie tiefgründige Filme über den Holocaust. Ein Riesenverlust, sagt Nico Hofmann.
Der Produzent Nico Hofmann berichtet im Deutschlandfunk Kultur, ihn habe die Nachricht über Artur Brauners Tod bei einer Zwischenlandung am Flughafen erreicht. Sein Tod sei ein Riesenverlust für die Branche und für ihn persönlich. Brauner sei ein "unglaublich kluger, toller, begeisterungsfähiger Mensch gewesen, eine der großen Legenden, die wir hatten", sagt Nico Hoffmann.
Es habe ihn schwer beeindruckt, dass jemand mit einer so unfassbaren Familiengeschichte wie der von Brauner überhaupt in Deutschland gelebt und gearbeitet habe. Das zeuge von einer unglaublichen Haltung gegenüber diesem Land.
Die kulturelle Landschaft geprägt
Schon sehr früh, kurz nach Kriegsende, setzte sich Brauner in seinen Filmen mit der deutschen Geschichte auseinander, wofür er über Jahrzehnte angefeindet worden sei im Land der Mörder seiner Familie, wie Hofmann berichtet. 49 von Brauners Verwandten fielen dem Holocaust zum Opfer.
Brauner habe zudem auch extrem erfolgreiche Unterhaltungsfilme produziert und "mit dem Studiobetrieb die ganze deutsche Filmwirtschaft reaktiviert. Er hat die Studios hier aufgebaut, er war der leibhaftige Vertreter Hollywoods auf deutschem Boden. Er hat die kulturelle Landschaft hierzulande geprägt und unzählige Regie-, Schauspiel- und Drehbuchkarrieren in diesem Land begründet."