Visionäre Popkünstler verhalfen ihr zu Höhenflügen
Der erste große Erfolg gelang ihr mit 16 Jahren - mit einem Schlager, in den 80er-Jahren wurde aus der Chanson-Sängerin eine Pop-Ikone: France Gall ist mit 70 Jahren gestorben. Die Französin war in Deutschland ungemein populär. Woran lag das?
"Bei der Karriere von France Gall kann man sagen: Da ist einiges richtig gemacht worden, vor allen Dingen in den 60er-Jahren", sagt der Chanson-Experte Gerd Heger. Die französische Sängerin habe sich hinsichtlich ihrer Karriere auch auf Deutschland konzentriert. "Es war damals nichts Besonderes, dass französische Sänger oder auch italienische, internationale, europäische Sänger in Deutschland Karriere gemacht haben – wir hatten ja das große Schlager-Business."
Bei France Galls Karriere in Deutschland habe sich die Musikindustrie richtig konzentriert. Man habe ihr den Komponisten Werner Müller zur Seite gestellt. Die Aufnahmen seien in Deutschland gemacht worden. "Da ist dann ein bisschen Goethe, ein bisschen Bonaparte mit dabei, was dann nachher als großer Meilenstein der deutsch-französischen Schlagerfreundschaft genommen wurde. Ob das nicht ein bisschen übertrieben ist? Naja, kann man schon sagen", sagt Heger, der wegen seiner Kenntnisse im Bereich des französischen Schlagers als "Monsieur Chanson" tituliert wird.
Sie kam mit ihrer jugendlichen Frische
Den Erfolg der Chanson-Sängerin könne man daran festmachen, dass sie mit erfolgreichen Komponisten und Textern gearbeitet hatte. "Wenn Leute wie Horst Buchholz oder damals auch Giorgio Moroder für sie Texte und Songs geschrieben haben, dann heißt das, sie war da auch in Deutschland ein Star und ist tatsächlich mit ihrer jugendlichen Frische – sie war ja noch ganz jung - gut rübergekommen", sagt Heger.
Es sei häufig im Leben von France Gall so gewesen, dass die Zusammenarbeit mit "visionären Popkünstlern sie zu Höhenflügen gebracht hat". Gall hatte 1965 mit dem Titel "Poupée de cire, poupée de son" den Grand Prix Eurovision de la Chanson gewonnen. Das Lied hatte Serge Gainsbourg verfasst, es war eines von vielen.
"Keins wurde so erfolgreich wie das, was sie in Neapel dann für Luxemburg zum Sieg beim Grand Prix D'Eurovision führte", sagt Heger. "Poupée de cire, poupée de son" sei ein Beispiel dafür, dass sie von "ganz großen Leuten" auch in Frankreich Songs bekommen habe. Das habe sie abgehoben von den vielen Teenie-Stars, die damals produziert wurden.
France Gall hatte Ende der 60er Jahre ein Karriereloch – bis sie auf Michel Berger traf. Der französische Sänger und Komponist wurde 1976 ihr Ehemann. Mit "Ella, elle l'a" hatte die Sängerin ihren größten Hit. "Sie hat die ganz großen Hallen gefüllt", weiß Heger.
Zwei heftige Schicksalsschläge
Der plötzliche Tod von Michel Berger 1992 sei ein Schlag für die Sängerin gewesen, dazu kam der Tod ihrer Tochter. "Sie hat sich ziemlich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen", sagt Heger.