Zum Tod von Christian Bienert

Grandseigneur der Kontinuität

08:31 Minuten
Der Hörfunkmoderator Christian Bienert im Studio.
Christian Bienert prägte das "Sonntagsrätsel" 25 Jahre lang. © Bettina Straub / Deutschlandradio
Ralf Bei der Kellen im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Der verstorbene Moderator Christian Bienert machte das von Hans Rosenthal entwickelte "Sonntagsrätsel" im Deutschlandradio einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Der aktuelle Moderator Ralf Bei der Kellen erinnert an ein Urgestein des Hörfunks.
Durch Christian Bienert erreichte die von Hans Rosenthal und Werner Hass entwickelte Quizsendung "Sonntagsrätsel" breite Popularität. Nach Rosenthals Tod 1987 übernahm Bienert, bis dato Rosenthals Redakteur, die Moderation der Sendung, die er dann 25 Jahre lang entscheidend prägte.
Christian Bienert sei ein "Grandseigneur" gewesen, sagt der aktuelle "Sonntagsrätsel"-Moderator Ralf Bei der Kellen. "Er war nicht ganz einfach, weil er gerne den Leuten die Wahrheit gesagt hat, das nahm er sich halt raus, den Leuten ehrlich zu sagen, was er von ihnen hielt. Aber ich fand ihn wunderbar. Er konnte wunderbar erzählen. Er war ja nun auch wirklich eines der letzten Urgesteine."

Die Rätsellust der Menschen

Bei einer Sendung wie dem "Sonntagsrätsel" könne man als Moderator nur "Diener" sein, meint Bei der Kellen. "Ich bin der erste Moderator, der jünger ist als diese Sendung. Man kann Kleinigkeiten verändern. Man bringt natürlich, wie jeder das gemacht hat, seinen eigenen Musikgeschmack rein. Aber man verändert den Ablauf nicht. Man wäre auch ziemlich dumm, wenn man das tun würde, glaube ich, weil es einfach ein Relikt ist. Und deshalb hören die Leute das auch."
Die Sendung sei pure Kontinuität, betont Bei der Kellen: "Seit 1965 ist sie unverändert. Es gibt sechs bis sieben Musiken, eine Frage pro Musik. Es soll ein Buchstabe erraten werden. Am Schluss setzt man die Buchstaben zusammen und hat das Lösungswort."
Den Erfolg erklärt sich Bei der Kellen durch die Rätsellust der Menschen. "Das sieht man ja auch an anderen TV-Formaten, die schon lange lange laufen. Und zum anderen glaube ich, es ist halt eben auch eine Marke. Der Großvater hat schon den Spiegel gelesen, Tagesschau geguckt. Und dann machen die Kinder und die Enkel das auch. Und so ist es auch mit dem Sonntagsrätsel."
"Wir kriegen viele Zuschriften, wo die Leute schreiben: 'Wir hören in der dritten Generation, in der vierten Generation.' Das wird als generationsübergreifende Sache zelebriert. Und das ist eine Kontinuität, die in dieser Zeit von den Leuten einfach gewollt wird. Die dürsten geradezu danach."

Eine Sendung für West und Ost

Bei der Kellen erinnert daran, dass der RIAS ehemals auch für die Menschen in der DDR sendete. "Die Leute hörten dieses Sonntagsrätsel in Ost und West. Und für eine halbe Stunde hörten sie das gemeinsam, teilweise auch Familien, die aufgespalten waren in Ost und West. Es war eine gemeinsame Erfahrung über politische, geografische und ideologische Grenzen hinweg."
Christian Bienert habe nur die Musik gespielt, die ihm selbst gefallen habe, sagt Bei der Kellen. "Der Mann war im Radio so, wie er auch privat war. Der war hundert Prozent, der war echt, und das ist bei den Leuten angekommen."
(rja)
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