Zum Tod von Designer Enzo Mari

Urvater des Do-it-Yourself

07:51 Minuten
Porträt von Enzo Mari.
"Verweigerer der Konsumgesellschaft": der italienische Designer Enzo Mari 2010 in Rom. © Getty Images / Hulton Archive / Leonardo Cendamo
Andreas Glücker im Gespräch mit Christine Watty |
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Das Entwerfen um des Entwerfens willen lehnte Enzo Mari ab: Berühmt wurde der am Montag verstorbene Italiener mit schlichten Holzmöbeln zum Selberbauen. Der Architekt Andreas Glücker erinnert an einen Designer, der das Design für tot erklärte.
Der Designer Enzo Mari ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein Name steht für die Demokratisierung des Designs: Bekannt ist der italienische Gestalter vor allem für die Serie "Autoprogettazione" von 1974, die Entwürfe für Tische, Stühle, Regale und Betten enthält.
Enzo Mari habe die berühmte Serie aus denkbar einfachsten Mitteln entworfen, sagt der Architekt Andreas Glücker, der an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg zu Enzo Mari arbeitet: 19 emblematische Objekte, die so konstruiert seien, dass jedermann mit gesundem Menschenverstand, Hammer und Nägeln sie bauen könne. Wer das tun wollte, konnte den Bauplan für ein Objekt bei Mari im Atelier in Mailand gegen einen rückfrankierten Umschlag erwerben.

Als Kommunist sei Mari überzeugt gewesen, dass Menschen über das Selbermachen an die Sinnhaftigkeit eines Objektes herangeführt werden, sagt Glücker. Für ihn sei der Designer "der Urvater des Do-it-Yourself." Was Enzo Mari ausmache, sei nicht, dass er einen ästhetischen Stil geprägt habe, sondern einen Stil, der sich über seine Mechanismen, eine Philosophie auszeichne.
In der Werkstatt CUCULA stehen Stühle im Design von Enzo Mari am Fenster. Diese werden dort von Flüchtlingen gebaut.
In der Werkstatt CUCULA werden Möbel von Enzo Mari von Flüchtlingen gebaut. Zum Teil bestehen die Möbel aus Brettern von Flüchtlingsbooten.© picture alliance / dpa / Felix Zahn

Verweigerer der Konsumgesellschaft

"Ich würde auch Mari gar nicht unbedingt nur als Designer beschreiben, sondern eher als Poeten, Philosophen, der aufgebrochen war, in neue Denkmuster einzutreten, auch letztendlich ein Verweigerer unserer heutigen Konsumgesellschaft", so Glücker.
Das Entwerfen um des Entwerfens willen habe Mari komplett abgelehnt. Gleichzeitig gebe eigentlich nichts, was er nicht designt habe: Er habe Kinderbücher gezeichnet, Theaterszenerien gebaut, und neben Möbeln auch andere funktionale Objekte für den Alltag entworfen, etwa Aschenbecher.
Seinen Nachlass hat Mari der Stadt Mailand vermacht, allerdings unter der Bedingung, dass sein Werk 40 Jahre lang nicht gezeigt wird.
(jfr)
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