Ein Meister an der Hammond-Orgel
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Die Jazzlegende Dr. Lonnie Smith ist im Alter von 79 Jahren gestorben. An der Hammond-Orgel schrieb er Jazzgeschichte. Unser Musikredakteur Matthias Wegner erinnert an Smiths Leben und erzählt von einer skurrilen Begegnung mit dem Ausnahmemusiker.
Im Jahr 2017 spielte der Musiker Dr. Lonnie Smith beim Jazzfest Berlin. Musikredakteur Matthias Wegner traf ihn damals im Hotel zum Interview und spricht von einer faszinierenden Person und einer interessanten Begegnung.
"Mit seinem Turban und seinem langen weißen Bart verströmte er die Aura eines Heiligen und das Erste, was er zu mir sagte war, wir hätten uns zuletzt im 18. Jahrhundert gesehen und ich sei ja ganz schön alt geworden."
Eine Liebe für den Jazz
Wegner gibt zu, das sei ein irritierender Beginn für ein Gespräch gewesen, aber natürlich sei es auch interessant und sage auch etwas über diesen Menschen aus. Smith habe auf ihn immer etwas entrückt gewirkt, aber er sei eben auch sehr spirituell gewesen. Nach diesem Beginn sei es dann aber recht schnell um den Jazz gegangen, den Smith zeitlebens so sehr liebte und von dessen großer Kraft er schwärmte.
Im Interview sagte Dr. Lonnie Smith: "Es ist so schön: Wenn ich in ein Konzert gehe, in dem die Leute die Musik genießen, ist es so, als würde man vieles hinter sich lassen und zugleich etwas hinzugewinnen, an das man sich möglicherweise für immer erinnern kann und vielleicht für immer lieben wird. Es ist zudem unheimlich schön, immer wieder neue Menschen zu treffen und kennenzulernen. Das ist unschlagbar und man merkt, dass die Welt oft viel besser ist, als man annimmt. Das Vergessen viele Menschen häufig. Wenn ich ein Konzert gebe, versuche ich diese Gedanken weiterzugeben."
Menschen mit dem Jazz ansprechen
Wegner erzählt, Smiths Musik war im Frühwerk und dann wieder im Spätwerk sehr eng mit dem Label "Blue Note" verbunden, das vor allem in den späten 60er-Jahren sehr Soul-Jazz orientiert war und eine sehr charakteristische Ästhetik verkörperte.
Bei Blue Note sei Ende der 60er-Jahre sein Stern aufgegangen. Zunächst spielte Smith in der Band des Saxofonisten Lou Donaldson, später dann mit seiner eigenen Band. "Für Blue Note nahm er eine Handvoll Alben auf, die im Grunde immer die Basis seiner langen Karriere waren. Denn auch wenn er immer neugierig blieb, war das genau sein Ding: Jazz zu spielen, der erdig ist, der groovt und der die Menschen direkt anspricht", so Wegner.
"Für mich ist der Groove Teil meines Lebens", sagte Smith im Interview mit Wegner. "Ich möchte die Menschen dadurch fühlen lassen, was ich fühle. Wenn sie nicht den Rhythmus erkennen, dann fehlt ihnen etwas. Über den Groove möchte ich kommunizieren und damit die Leute mit auf eine Reise nehmen."
Bis zum Schluss aktiv
In der Musikszene habe Smith immer hohen Respekt genossen. Aber natürlich haben sich die Zeiten auch geändert. Als ab Mitte der 70er-Jahre Disco sehr populär wurde, hatte es Dr. Lonnie Smith schwerer. Er versuchte sich treu zu bleiben. Damals zog er nach Florida, um dort Arbeit zu finden.
Und erst ab Ende der 80er- und in den frühen 90er-Jahren ging es mit dem Jazz-Revival und der Acid-Jazz-Bewegung wieder bergauf. "Smith war bis zum Schluss erstaunlich aktiv", sagt Wegner. Natürlich habe Corona auch ihn ausgebremst, aber er habe bis vor der Pandemie noch weltweit sehr regelmäßig Konzerte gegeben.
Er kehrte auch zurück zu seinem Label "Blue Note". Darüber habe er sich sehr gefreut und er veröffentlichte dort noch einige Alben, zuletzt kam dort erst dieses Jahr sein neues Album "Breathe" heraus, bei dem er interessanterweise als Gast den Sänger Iggy Pop dabei hat.