"Rational, risikobereit, uneitel"
Egon Bahr ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Für den Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur, Peter Lange, war Bahr ein "Politiker aus Leidenschaft". Als es um die Ost-Verträge ging, habe er bis zur physischen und psychischen Erschöpfung gearbeitet.
Der Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur, Peter Lange, hat Egon Bahr als "Politiker aus Leidenschaft" gewürdigt. Bahr habe ein Politikverständnis gehabt, "das man heute eher vermisst" und das von "nüchterner Rationalität" geprägt gewesen sei, sagte Lange.
Der SPD-Mann habe zu einer Politiker-Generation gehört, die noch für Positionen gekämpft habe. Besonders hob Lange in diesem Kontext die Ost-Verträge hervor. Bahr habe hier bis an den Rand der physischen und psychischen Erschöpfung verhandelt:
Die Ost-Politik war ein hartes Stück Arbeit - und wurde von der Union bekämpft
"Die Ost-Politik war alles andere als ein Selbstläufer. Das liest sich heute als 'Common Sense' in den Geschichtsbüchern ja alles ganz nett, aber es wurde eben bekämpft bis aufs äußerste von der damaligen CDU/CSU, es wurde misstrauisch beäugt von den Amerikanern. Also das war schon ein hartes Stück Arbeit, aber das hat er durchgestanden, und dass ihm das heute zugute gehalten wird und dass er als einer der Architekten der Ost-Politik gilt, zusammen mit Willy Brandt, das war dann schon eine späte Genugtuung, das wird heute auch von den politischen Lagern anerkannt, die seinerzeit voll dagegen waren."
Peter Lange, Chefredakteur Deutschlandradio Kultur© ©Deutschlandradio / Bettina Straub
Egon Bahr war liebenswürdig und aufmerksam, selbstkritisch und selbstironisch
Bahr habe zuhören können und sei sehr aufmerksam und zudem auch selbstkritisch und selbstironisch gewesen, so Lange:
"Ich habe ihn immer als sehr liebenswürdig, sehr aufmerksam erlebt, und auch auf eine ungewohnte Weise uneitel. Ich kenne keinen uneitleren Politiker als Egon Bahr."
