Kritischer Geist der zerfallenden DDR
Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Walter Momper hat den verstorbenen Ex-SED-Funktionär Günter Schabowski als selbstkritischen Politiker der DDR gewürdigt. Dass er nach der Wende keine zweite Chance in der Politik erhalten habe, sei ein Fehler gewesen.
Der SPD-Politiker und ehemalige Regierende Bürgermeister Berlins Walter Momper hat den verstorbenen Ex-SED-Funktionär Günter Schabowski für seinen kritischen Umgang mit der eigenen Geschichte gewürdigt. "Er ist für mich nicht nur der intelligenteste und politischste Mensch aus der Führung Krenz gewesen", sagte Momper am Sonntag im Deutschlandradio Kultur. Schabowski sei bereits vor dem Mauerfall selbstkritisch mit sich und der DDR ins Gericht gegangen, "so wie ich es zuvor von einem leitenden Menschen von der SED noch nie gehört hatte".
Momper: Schabowski hätte eine zweite Chance verdient
Er halte es für einen Fehler, dass Schabowski nach der Wende keine politischen Ämter mehr übernommen hätte, so Momper. Er habe zu der Sorte von Menschen gehört, "die eigentlich in ihrem Leben nichts anderes als Politik erlebt hatten und auf einmal von dem Wichtigsten (...) abgeschnitten waren. Und niemand ließ sie mehr mitmachen". Schabowski habe über viel politische Erfahrung verfügt, die aber keine Partei für sich nutzen wollte, auch nicht die SPD. "Das war eigentlich schade."
Momper sagte, er würde Günter Schabowski aber wie so viele Menschen auch mit seinem Fernsehauftritt in Erinnerung behalten, bei dem er zufällig die Reisefreiheit für DDR-Bürger verkündete: "Wie ungelenk er den Zettel da verlesen hat, das war schon vom Feinsten."