"Ein sehr solitärer Mensch"
Der Schauspieler Hans-Michael Rehberg hat in vielen Rollen geglänzt - in TV-Krimiserien wie "Pfarrer Braun", in Kinofilmen wie "Schindlers Liste", aber auch am Theater. Regisseur Hans Neuenfels erinnert sich an ihn etwa als einen ebenso grausamen wie wehmütigen Titus Andronicus.
Titus Andronicus im Jahr 2001 am Deutschen Theater: Das ist die Inszenierung mit Hans-Michael Rehberg in der Hauptrolle, an die sich Regisseur Hans Neuenfels noch heute erinnert. Shakespeare lasse seine Hauptfigur unglaubliche Grausamkeiten vollbringen. Doch dann zeige dieser Titus Andronicus in einer Szene plötzlich Mitleid mit einer Fliege, er wolle nicht, dass sie stirbt. "Und diese groteske Situation spielte Rehberg so bizarr, aber auch mit einer solchen Wehmut, dass man erschrak. Das war eine tolle, unvergessliche Szene mit ihm", sagt Neuenfels.
Rehberg arbeitete mit Zadek, Peymann - und Neuenfels
Hans-Michael Rehberg starb am 7. November im Alter von 79 Jahren, wie das Münchener Residenztheater mitteilte. Dort hatte er noch vor zwei Wochen als Teiresias in "König Ödipus" auf der Bühne gestanden. Fernsehzuschauern ist er bekannt aus der Krimireihe "Pfarrer Braun", in der er seit 2003 an der Seite von Ottfried Fischer gespielt hatte. Bekannt wurde er auch für seine Rolle als Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz im Hollywoodfilm "Schindlers Liste". Vor allem aber am Theater fühlte Rehberg sich wohl, seine Bandbreite war auch hier riesig. Er arbeitete mit den wichtigen deutschsprachigen Regisseuren zusammen - darunter Peter Zadek, Claus Peymann und eben Hans Neuenfels.
"Sehr kritisch, sehr neugierig und sehr streng"
Das erste Mal habe er 1988 mit Rehberg zusammengearbeitet, während der Dreharbeiten zum Film "Europa und der zweite Apfel", erzählt Neuenfels. Er bot Rehberg eine Rolle an. Dieser sei "sehr kritisch, sehr neugierig und sehr streng" mit ihm gewesen, habe ihn regelrecht ausgeforscht. "Er behielt bis zum Ende der Dreharbeiten eine gewisse Skepsis bei, war aber nie verschlossen." Neuenfels erinnert sich an Rehberg als einen "sehr solitären Menschen, der sehr spröde war und einen sehr schwer an sich ran ließ". Berufs- und Privatleben habe er streng getrennt - keine Selbstverständlichkeit in der Schauspielwelt, in der häufig viel Wirbel gemacht werde, sagt Neuenfels.
(ske)