Der Mann, der Omar Little war
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Er ging nie ohne kugelsichere Weste aus dem Haus, darüber ein langer schwarzer Mantel: Der Gangster Omar Little war eine prägende Figur in der US-Serie "The Wire". Jetzt ist Darsteller Michael K. Williams mit nur 54 Jahren gestorben.
Meistens kündigte er sich mit einem Lied an: Wenn Omar Little alias Michael K. Williams die Szene betrat, pfiff er stets die Melodie des Kinderliedes "A-Hunting We Will Go". Dann suchten all jene, auf die er nicht gut zu sprechen war, lieber das Weite, andernfalls wäre es unter Umständen gefährlich geworden.
Der Part des Gangsters von beachtlicher Statur, der immer eine kugelsichere Weste trug, in der US-Stadt Baltimore Drogendealer ausraubte und dabei nicht zimperlich war, war vermutlich die Rolle seines Lebens. Jetzt ist Williams im Alter von nur 54 Jahren tot in seiner Wohnung aufgefunden worden.
Ein komplexer Antiheld
Auch wenn er nach dem Ende der HBO-Serie "The Wire" 2008 noch in vielen anderen Serien und Filmen mitwirkte - als Antiheld Omar Little hat er auch bei der Filmjournalistin Susanne Burg den größten Eindruck hinterlassen.
"Er war eine komplexe Figur. Er war der Gangster, aber auch ein absoluter Sympathieträger, und er lebte nach einem strengen moralischen Kodex: Dazu gehörte, dass er keine vulgäre Ausdrucksweise duldete und keine Zivilisten verletzte", sagt Burg.
Vor allem aber: Omar war offen schwul. Und das in der Welt der harten Gangs und Drogendealer. "Das war wirklich eine bahnbrechende Darstellung von schwarzer Männlichkeit im Fernsehen. Michael K. Williams hat diesen Kontrast zwischen der gnadenlosen Gewalt der Gangs und der zärtlicheren, sensiblen Seite von Omar immer herausgestellt", schwärmt Burg.
Aus einfachen Verhältnissen
Der Schauspieler habe die Figur am Set mitgestaltet: In einer Szene soll Williams einen Kuss improvisiert haben, der nicht im Drehbuch stand. Und er habe darauf bestanden, dass der Kuss in der Szene bleibe - obwohl der eine oder andere am Set befürchtete, das werde sich negativ auf die Einschaltquote auswirken.
Williams, der in einfachen Verhältnissen in Brooklyn aufwuchs und selbst schwul war, habe in seiner afroamerikanischen Community viel Homophobie erfahren, erzählt Burg. Seine Rolle habe dann dort aber eine Diskussion in Gang gesetzt. In Talkshows habe der Schauspieler immer wieder berichtet, wie wichtig deshalb "The Wire" für ihn gewesen sei.
(mkn)