Zum Tod von Montserrat Caballé

Jahrzehnte voll unvergessener musikalischer Momente

Die spanische Sopranistin Montserrat Caballé - Archivfoto 2014
Die spanische Sopranistin Montserrat Caballé ist tot. - Archivfoto 2014 © dpa/ Toni Albir / EFE / EPA
Von Carola Malter · 06.10.2018
Eine große Stimme. Humorvoll. Herzlich. Bis zuletzt verzauberte Montserrat Caballé ihr Publikum. Ihre Karriere startete die spanische Operndiva am Opernhaus Bremen, dann ging es nach New York. Nun ist sie in Barcelona verstorben.
"Singen ist wie Laufen. Man muss ein gutes Depot haben. Und man muss wissen, wie diese Depot zu halten und vor allem, dass immer bleibt die Luft nach oben für die letzten 50 Meter."
Ein Naturtalent war Montserrat Caballé. Eine große Stimme. Humorvoll. Herzlich. Mit ihren sorgsam, streng nach hinten frisierten pechschwarzen Haaren, ihrem bombastischen Ohrgeschmeide, ihren gewaltigen Walle-Kleidern und vor allem mit ihrer großen Stimme verzauberte sie bis zuletzt ihr Publikum.
"Ich habe vor, auf der Bühne zu sterben", sagte sie noch vor einigen Jahren. Das wunderte keinen, denn über 80 CDs, 4000 Auftritte und 90 Opernrollen zählt die Chronik der brillantesten Belcanto-Sängerin der Welt.

Drei Jahre lang quer durchs Repertoire

Montserrat Caballé wurde am 12. April 1933 in Barcelona geboren. Sie stammt aus armen Verhältnissen. Als junges Mädchen arbeitet sie als Näherin in einer Fabrik. Und sie singt. Kantaten von Bach. Ein unbürgerlicher Beruf, den man liebt – sagen die Eltern – ist tausendmal besser als ein ordentlicher Beruf, den man nicht liebt. Und sie unterstützen ihre Tochter, wo immer sie können.
Ab 1942 studiert Montserrat Caballé. Sie geht nach Mailand. 1956 debütiert sie in Basel. 1959 geht sie nach Bremen. Hier singt sie sich drei Jahre lang quer durch das Repertoire. Eine Ochsentour.
"Nach Bremen wusste ich, was ich wollte, was ich darf und was ich nicht darf und das war eine sehr richtige Sache, um in die Welt zu gehen."

Bremen fand sie furchtbar langweilig

Dennoch findet sie die Hansestadt so langweilig, dass sie ihren Job um ein Haar an den Nagel hängen wollte. Doch dann – 1965 – kam ein Anruf aus der Carnegie Hall. In Donizettis "Lucrezia Borgia" übernahm die blutjunge unbekannte Caballé - ohne eine Probe - die Titelrolle für die schwangere Marilyn Horne.
Die New York Times titelte: Maria Callas und Renata Tebaldi = Monserrat Caballé.
Das mag ein wenig übertrieben sein. Die Feinheit und Noblesse ihrer Vokalisierung jedoch, die wie Seide dahinflutenden, sanften Töne und ihr überwältigendes Pianissimo fanden weltweit einen großen Chor von Bewunderern.
Die drei Schallplatten von Montserrat Caballé mit Verdi-, Rossini- und Donizetti-Raritäten gelten bis heute als "Offenbarung". Eine Diva war die Sopranistin nicht. Berührungsängste waren ihr fremd. Mit Queen-Sänger Freddy Mercury sang sie 1987 jene Hymne, die später die Olympiade in Barcelona eröffnete.
Montserrat Caballé lachte so gern, wie sie sang. Sie förderte den musikalischen Nachwuchs und engagierte sich sozial. Die UNESCO ernannte sie 1994 zur "Botschafterin des guten Willens". "La Superba", wie die Spanier die Katalanin nannten, schenkte uns in über 60 Jahren unvergessliche musikalische Momente.
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