Ein unmittelbar berührender Sänger
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Der Opernsänger Peter Schreier zählte zu den renommiertesten deutschen Tenören. Als Mozartinterpret und Evangelist bei den Bach-Oratorien kam er zu Weltruhm. Unser Kritiker Uwe Friedrich hat darüber hinaus einen bescheidenen Menschen kennengelernt.
Bei den Kantaten und Passionen von Bach spürte man an Peter Schreiers Stimme, dass er zu seinen Wurzeln und zu den Traditionen seiner musikalischen Ausbildung zurückkehrte, sagt der Musikkritiker Uwe Friedrich.
Er habe beim protestantisch geprägten Dresdner Kreuzchor gelernt, dass Musik und Gesang immer tönende Verkündigungen seien. Das habe man auch an seinem Liedschaffen gemerkt: Der Text sei ihm immer wichtig gewesen.
Musikalischer Geschichtenerzähler
"Schreier war wirklich ein Sänger! Das wird von Instrumentalisten gelegentlich als Schimpfwort benutzt. Aber er hat tatsächlich immer Musik gemacht und erzählt und er hat nicht belehrt. Er war ein wissender Sänger, aber er hat nicht jeden Punkt und jedes Ausrufezeichen 'ausbuchstabiert', sondern es ging ihm immer um die musikalische Linie. Das hat seinen Gesang so unmittelbar berührend gemacht."
Schreier sei nie über dem Publikum gestanden, sondern sei immer auf derselben Höhe gewesen. Er habe dem Publikum eine "Geschichte in Musik" erzählt: "Das schaffen nicht viele."
Bach als Quelle für Lebensmut
Er habe Peter Schreier auch als Dirigenten erlebt und fand ihn gut und überzeugend, sagt Uwe Friedrich – auch wenn er glaube, dass Schreier sich selbst nicht als großen Dirigenten gesehen habe. "Vor einem Jahr hat er mir gesagt, dass er nach seiner damaligen schweren Krankheit wieder Bach dirigieren konnte. Das habe ihm den Lebensmut und den Lebenswillen zurückgegeben! Also, er sah sich als Universalmusiker."
Bei dem Interview in seinem Haus habe er Schreier außerdem als einen hinreißenden, herzlichen, freundlichen und zugewandten Menschen erlebt, der angenehm und uneitel erzählen konnte, sagt Friedrich.
(rja)