Zum Tod von Stephen Hawking

Er tauchte ins Universum

Der Physiker Stephen Hawking
Stephen Hawking ist mit 76 Jahren gestorben © Imaginechina
Von Jens-Peter Marquardt |
Der britische Astrophysiker Stephen Hawking ist im Alter von 76 Jahren in Cambridge gestorben. Sein ganzes Leben war Hawking auf der Suche nach der Theorie, die alles erklärt und lieferte selbst Erkenntnisse über den Urknall, schwarze Löcher und die Quantenphysik. Vor allem aber war er ein Optimist.
"Als ich 21 war, wurde mir gesagt, dass ich eine unheilbare Krankheit habe, die mich in zwei oder drei Jahren töten würde," so Stephen Hawking. Doch es kam anders - die Ärzte lagen falsch.
Hawking war damals in Oxford und später in Cambridge ein vielversprechender Student der Mathematik und Astronomie, als die Ärzte Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS, diagnostizierten. Eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, die nach und nach jeden Muskel lähmt und ihm später auch die Sprache nahm.
Der weltberühmte Physiker Stephen Hawking spricht zu einem Publikum in Hong Kong per Hologramm von seinem Büro in Cambridge, England aus.
Stephen Hawking spricht zu einem Publikum in Hong Kong per Hologramm von seinem Büro in Cambridge, England aus.© AFP - Anthony Wallace
"Behinderung ist kein Handicap"
Lange Zeit steuerte Stephen Hawking seinen Sprachcomputer über Bewegungen der Wangenmuskeln, und als auch das nicht mehr ging, über die Bewegungen der Augen. War er anfangs noch verzweifelt über seine Krankheit, so hat er am Ende die Vorzüge betont.
"Meine Krankheit hat mich davon befreit, in langweilige Ausschüsse zu gehen. Dadurch hatte ich mehr Zeit zum Nachdenken und für die Forschung. Die theoretische Physik ist eines der wenigen Gebiete, auf denen eine Behinderung kein Handicap ist. Es spielt sich alles im Kopf ab."

Kein zweiter Einstein

Hawkings Theorien über den Urknall, schwarze Löcher und die Quantenphysik wurden zu Bestsellern. Seine "Kurze Geschichte der Zeit" wurde in 40 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als zehn Millionen Mal verkauft. Sein ganzes Leben war er auf der Suche nach der Theorie, die alles erklärt. Hawking selber hat dabei immer betont, er sei kein zweiter Einstein.
Und wahrscheinlich sei er nur wegen seiner Behinderung so berühmt geworden. Trotzdem gab es kaum jemanden, der so viel erreicht hat, das Wissen über Schwerkraft, Raum und Zeit zu vertiefen. Seine Theorien waren und sind auch umstritten, er selber korrigierte sich immer wieder einmal.
Hawking erklärte, das Universum sei aus dem Nichts und nicht durch die Hand Gottes entstanden. Spektakulär seine Erkenntnisse über die Schwarzen Löcher im Weltraum und deren Strahlung, die nach ihm benannt wurde.
"Das Schwarze Loch bildet sich nur scheinbar, es öffnet sich aber am Ende und gibt die Informationen frei, die in ihm verschwunden sind. So können wir uns der Vergangenheit sicher sein und die Zukunft vorhersagen."

Schlagfertig und humorvoll

Hawking hat häufig kritisiert, wie die Menschen mit ihrem Planeten umgehen. Als Lösung für die überbevölkerte Erde bleibe am Ende nur das Ausweichen auf andere Planeten. Er warnte auch davor, dass die Entwicklung der künstlichen Intelligenz außer Kontrolle geraten und zur Gefahr für die Menschen werden könnte.
Hawking war aber kein Pessimist. Er war schlagfertig, und immer für einen Scherz zu haben: Er hatte im Fernsehen Gastauftritte bei Raumschiff Enterprise und bei den Simpsons. Er war auf einem Pink Floyd-Album zu hören. Die Monty Python-Truppe ließ ihn bei ihrem Comeback mitsamt Rollstuhl in einem Schwarzen Loch verschwinden, während sein Sprachcomputer den Galaxy-Song aus dem Sinn des Lebens intonierte.

"Humor ist eine große Hilfe bei der Erklärung der Rätsel des Universums", so Hawking.

Große Rolle seiner erste Frau

Der Spielfilm "Die Entdeckung der Unendlichkeit" zeigte, welch große Rolle seine erste Frau Jane in Hawkings Leben gespielt hat. Sie hat sich für ihn aufgeopfert, und sie hat die Ärzte gestoppt, die nach einer Lungenentzündung empfahlen, die lebenserhaltenden Maschinen abzustellen. Hawking sagte über sie.
"Ohne sie hätte ich es niemals geschafft. Sie hat mich allein betreut, als sich meine Lage immer weiter verschlechterte. Wir konnten uns damals keine Pflegekraft leisten."
Die Ehe zerbrach darüber, am Ende aber war Stephen Hawking seiner ersten Frau Jane und seinen drei Kindern wieder sehr nahe. Zusammen mit seiner Tochter Lucy schrieb er Kinderbücher.
Als auch seine Wangenmuskeln den Dienst versagten, bekam Hawking einen neuen Sprachcomputer. Dieser hätte ihm auch eine natürlichere Stimme geben können. Doch er wollte seine ziemlich amerikanisch klingende Roboterstimme behalten. Sie sei zu einem Markenzeichen geworden. Er wollte nicht mehr zu einem britischen Akzent zurückwechseln.
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