Zum Tod von Thomas Rosenlöcher

Formbewusstsein und feine Ironie

09:10 Minuten
Der Dichter Thomas Rosenlöcher lächelt und gestikuliert während eines Auftritts.
Hohes handwerkliches Niveau und subtiler Widerstand: der Dichter Thomas Rosenlöcher © imago-images / gezett
Kerstin Hensel im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Mit seiner Liebe für das Fragmentarische, seinen Naturbeobachtungen und seinem Humor machte sich der Lyriker Thomas Rosenlöcher einen Namen. Seine Gedichte zählten zu den Besten des 20. Jahrhunderts, sagt die Schriftstellerin Kerstin Hensel.
Thomas Rosenlöcher schrieb Gedichte, Essays über die Befindlichkeiten der Ostdeutschen und Kinderbücher. Bekannt war er nicht zuletzt für die Ironie und Heiterkeit in seiner Sprache und seine Naturbeschreibungen. Nun ist Rosenlöcher mit 74 Jahren gestorben. Seine Person und sein Auftreten "hatten etwas wunderbar Ernsthaft-komisches und etwas Kauziges", sagt die Autorin Kerstin Hensel.

Ostbezug ohne nostalgisches Flair

Rosenlöchers Lyrik zähle für sie zum Besten, was das 20. Jahrhundert hervorgebracht habe. In seinen Gedichten habe er Formbewusstsein und hohes handwerkliches Niveau mit Lebensgenuss und sächsischer Ironie verbunden sowie aus dem Kleinen das Große entwickelt.

Thomas Rosenlöcher hat die Landschaften durchblickt und in den Landschaften die Menschen gesehen. Er war ein Ostdeutscher, der aus der Provinz heraus gedacht und gleichfalls die Welt hat leuchten lassen.

Kerstin Hensel, Schriftstellerin

Auch wenn es in seinen Werken immer wieder Bezüge zu seiner Sozialisation in der DDR gebe, sei darin kein nostalgisches Flair zu entdecken, sondern immer seine Unangepasstheit und sein widerständiger Geist. "Sein Widerstand ist die Literatur gewesen, die Sprache, der kritische Blick. Das war subtil und ironisch-komisch und immer gespeist von der Liebe zur Sache und nie vom Hass."

Studenten sind erstaunt

Sie habe so viele Lieblingsgedichte von Rosenlöcher, dass sie damit eine Stunde füllen könnte, sagt Hensel. Auch an der Ernst-Busch-Schauspielschule, an der sie unterrichtet, arbeite sie regelmäßig mit ihren Studentinnen und Studenten an seinen Texten und in jedem Semester zeigten die Studierenden sich erstaunt und begeistert.

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