Zum Tod von US-Senator John McCain

Einer der letzten Aufrechten

Senator John McCain spricht im Oktover 201 in Las Vegas, Nevada
US-Senator John McCain (1936-2018) hinterlässt in der Republikanischen Partei eine klaffende Lücke. © C E Mitchell
Thilo Kößler im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 27.08.2018
John McCain ist tot, er war der größte Gegenspieler von Donald Trump in der Republikanischen Partei. Der US-Präsident wird nun auf noch weniger Widerstand in den eigenen Reihen treffen. Ein großer Teil der Partei hat sich inzwischen schlicht unterworfen.
Sie bleiben Feinde - über den Tod hinaus. Der verstorbene US-Senator John McCain hat festgelegt, dass US-Präsident Donald Trump nicht zu seiner Beerdigung kommen soll. Stattdessen werden die ehemaligen Präsidenten George W. Bush und Barack Obama anwesend sein. Trump wiederum hat es einem Bericht zufolge abgelehnt, das Leben und Wirken des Republikaners in einer offiziellen Mitteilung zu würdigen. Er verschickte stattdessen einen kurzen Tweet.
US-Präsident Donald Trump kommt am Freitag, 24.08.2018, am John Glenn Columbus International Airport in Columbus, Ohio, an. 
Trump wollte McCain nicht würdigen - er setzte nur einen kurzen Tweet ab.© AFP
Die Republikanische Partei hat in McCain eine ihrer Führungsfiguren verloren - und sie steht nach Einschätzung unseres USA-Korrespondenten Thilo Kößler nun orientierungs- und rückgratloser denn je da. McCain hinterlasse nicht nur ein "schillerndes politisches Vermächtnis mit vielen Ecken und Kanten", sondern auch "eine große Lücke an Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit, an Werteorientierung, aber auch an der Fähigkeit, Rückgrat zu zeigen", sagte Kößler im Deutschlandfunk Kultur. McCain habe für Charaktereigenschaften wie dem Respekt vor dem politischen Gegenüber gestanden - die es bei dem Politikertyp, den Trump verkörpere, nicht mehr gebe.

Sie verbiegen sich wegen der Karriere

Es sei erschreckend, wie sehr sich die Republikaner im Abgeordnetenhaus und im Senat Donald Trump unterworfen hätten, sagte Kößler: "Wie sehr sie sich im Namen der eigenen Karriere verbiegen und anbiedern, wie sehr sie sich nicht mehr trauen, den Mund aufzumachen."
Mitglieder des US-Senats applaudieren John McCain: Aus der eigenen Partei braucht US-Präsident Trump künftig keinen Widerspruch mehr fürchten.
Mitglieder des US-Senats applaudieren John McCain: Aus der eigenen Partei braucht US-Präsident Trump künftig keinen Widerspruch mehr fürchten.© dpa-Bildfunk / AP / C-SPAN2
Kößler sagte, neben McCain verliere die Republikanische Partei nun auch noch zwei weitere "Querköpfe". Jeff Flake aus Arizona, der politische Ziehsohn McCains, lasse sich nicht mehr aufstellen. Gleiches gelte für Bob Corker aus Tennessee. "Sie haben den politischen Kampf gegen Donald Trump satt und das heißt sicherlich, dass es bei den Republikanern immer weniger Widerspruch geben wird."

McCain wird in Washington aufgebahrt

McCain soll am Freitag im Kapitol in Washington aufgebahrt werden. Einen Tag später soll es dann einen Gedenkgottesdienst in der Nationalkathedrale geben, bevor McCain am Sonntag auf dem Friedhof der Marineakademie in Annapolis beerdigt wird. Der Vietnam-Veteran und frühere Präsidentschaftskandidat war am Samstag im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Gehirntumors gestorben. (ahe)
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