Zum Tod des Journalisten Wolf Schneider

Gegen die akademische Verblasenheit

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Wolf Schneider lächelnd im Porträt.
Sehr scharfsinnig, aber auch witzig sei Wolf Schneider gewesen, sagt die Schriftstellerin Petra Reski. © imago-images / Metodi Popow
Petra Reski im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Der Publizist und Sprachkritiker Wolf Schneider ist mit 97 Jahren gestorben. Mit seinen Büchern zur deutschen Sprache prägte er Generationen von Journalisten. Er sei bei jedem Satz, den sie schreibe, immer noch präsent, sagt die Autorin Petra Reski.
Wolf Schneider war Journalist und Sachbuchautor, scharfer Kritiker von Sprachschlampereien und lange Jahre Leiter der Henri-Nannen-Journalistenschule. Er hatte führende Positionen bei deutschen Medienhäusern inne, seine Bücher über Qualitätsstandards im Journalismus und den Gebrauch der deutschen Sprache haben den Journalistennachwuchs geprägt.
Seine oft unerbittlichen Positionierungen etwa gegen die deutsche Rechtschreibreform von 1996 oder das Gendern trugen zu seinem Ruf als Konservativer bei. Nun ist Wolf Schneider mit 97 Jahren gestorben.

Streng und dennoch mitfühlend

"Ich habe in den anderthalb Jahren in der Journalistenschule mehr gelacht als in fünf Jahren Studium", erinnert sich die Journalistin und Schriftstellerin Petra Reski an ihre Zeit bei Schneider an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg. Er sei witzig, gemein, unterhaltsam und scharfsinnig gewesen, auch wenn seine mitunter spaltende Art nicht immer gut ankam und so manchen herausgefordert habe, so Reski. "Wir haben es besonders geliebt, wenn er über Chefredakteure gelästert hat".
Schneider habe den Ruf einer gewissen Strenge gehabt, "aber er war auch ein sehr mitfühlender und fast sentimentaler Mensch. Das wurde von vielen ein bisschen unterschätzt." Bei vielen Gelegenheiten habe er seine Journalistenschüler auch gegenüber ihren Arbeitgebern in Schutz genommen.

Die Dinge genau benennen

"Er hat von uns Schülern immer gefordert, die Dinge genau zu beobachten, präzise zu benennen und uns bewusst zu werden, dass Sprache Herrschaft bedeutet." Deswegen habe er den Gebrauch von schwammigen Begriffen wie "Aktivitäten" oder "Bereiche" abgelehnt, "weil diese Worte überhaupt nichts aussagen."
Auch der Journalist Ulrich Wickert hebt den Einsatz Schneiders für den präzisen Gebrauch des Deutschen hervor. Schneider habe betont, dass es wichtig sei, den direkten, deutschen Ausdruck zu finden, weil dieser viel stärker sei als ein Fremdwort.
Auch habe sich Schneider gegen "Sprachmoden" ausgesprochen und versucht, seinen Schülern "die akademische Verblasenheit" auszutreiben, erinnert sich Reski. Seine mitunter sehr scharfe Opposition gegenüber Neuerungen in der Sprache haben ihm den Ruf als Konservativen eingebracht. Das werde ihm aber nicht gerecht:
"Schneider auf das Gendern oder Nicht-Gendern zu reduzieren ist unangemessen. Er hat sich stets dem Mainstream widersetzt, welchem Mainstream auch immer. Das fand ich besonders bereichernd." Schneider sei allen seinen Journalistenschülern immer noch "bei jedem Satz präsent und wir zehren heute noch davon", meint Reski.
(rja)
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