"Zur Predigt Niemöllers bitte hier aussteigen!"
Der evangelische Pfarrer Martin Niemöller verbrachte während der Naziszeit über sieben Jahre in Konzentrationslagern. u Beginn stand er Adolf Hitler wohlwollend gegenüber. Doch die Anmaßung des neuen Regimes, die Treue zu Hitler über die christliche Botschaft zu stellen, war für den Theologen nicht akzeptabel - was er auch in seinen Predigten deutlich machte.
Martin Niemöller:
"Während des Frühstücks kam die Gestapo und das Ergebnis war, dass ich zu ner kurzen Vernehmung abgeholt wurde, und nach fünf Minuten wurde ich vom Alexanderplatz nach Moabit verfrachtet und wurde da in Untersuchungshaft gesteckt."
Als Martin Niemöller am 1. Juli 1937 in seiner Wohnung unter dem Vorwurf, staatsfeindliche Äußerungen zu verbreiten, verhaftet wurde, traf ihn die Festnahme nicht vollkommen unvorbereitet. Der evangelische Pastor war dem Regime schon lange ein Dorn im Auge, betont Marion Gardei. Die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Dahlem, in der auch Niemöller tätig war, verweist auf eine Begegnung Hitlers mit Niemöller im Januar 1934.
"Hitler hat in einem Gespräch mit Kirchenvertretern, zu dem er auch geladen wurde, gesagt: Die Sorge um das deutsche Volk ist jetzt meine Sorge, sinngemäß, und Niemöller hat ihm dann geantwortet: 'Nein, unser Christenvolk, wir bleiben die Hirten, die Pfarrer.' Und das hat Hitler sehr geärgert."
Obwohl selbst eher unpolitisch, machte Niemöller aus seiner Gegnerschaft zum "Dritten Reich" keinen Hehl. Die Anmaßung des Regimes, über alle Bereiche des Lebens bestimmen zu können, war für ihn mit der christlichen Botschaft nicht vereinbar. Als Staatsfeind stand er unter ständiger Beobachtung der Gestapo, was er auch im Gottesdienst nicht verschwieg.
Marion Gardei
"Er hat auch über seine Verfolgungssituation gesprochen, darüber wie er abgehört und bespitzelt wird, und er hat politische, kirchenpolitische Entscheidungen der offiziellen Kirche auch in seinen Predigten regelrecht gerügt und da hat er kein Blatt vor den Mund genommen. Da war er eine Ausnahme unter den Predigern damals. Das war so populär, dass Menschen aus allen Bezirken nach Dahlem kamen, um ihn predigen zu hören, und wer damals am Bahnhof Dahlem-Dorf ausstieg, da war die offizielle Ansage: 'Zur Predigt Niemöllers bitte hier aussteigen!'"
In Gegnerschaft zu den Deutschen Christen, die eine Gleichschaltung der evangelischen Kirche an das neue Regime vertraten, wollte Niemöller vor allem die Unabhängigkeit der Kirche bewahren. Im Herbst 1933 gründete er den Pfarrernotbund, aus dem wenig später die Bekennende Kirche hervorging. Beide Institutionen richteten sich gegen die Einführung des sogenannten Arierparagrafen in der Kirche. Dabei war Niemöller keineswegs von Anfang an ein Feind von Hitler.
"Diese Wirklichkeit, die mit Hitler kam, zunächst haben wir die mit fragenden Augen angeguckt und immer noch gehofft, das hab ich noch bis `34 gehofft, dass dieses Gerede, Hitler wüsste von alledem nichts und er meinte im Grunde was Anderes und dergleichen, dass wir uns darauf noch hinüberziehen ließen oder bereden ließen, weil man das so gerne hörte."
Als Offizier der kaiserlichen Marine und U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg war Niemöller überzeugter Monarchist und Nationalist. 1919 nahm er seinen Abschied von der Armee, weil er die aus seiner Sicht chaotische Weimarer Republik ablehnte - und begann mit dem Theologiestudium.
Marion Gardei:
"So ein U-Boot-Kommandant ist er immer geblieben in seinem Herzen. Alles, was er an strategischen Dingen gelernt hat im Krieg, hat er eigentlich, wenn man so möchte, angewendet auf sein Wirken in der Bekennenden Kirche. Das gipfelte also bis zu dem Satz, wo er sagte: Gott ist mein Führer. Also das Nationalistische ist ihm lange anhaften geblieben. Noch im Konzentrationslager hat er bei Kriegsausbruch Hitler seine Dienste angeboten, also wollte mit in den Krieg ziehen. Aber ich glaube, dass eben im Laufe seines späteren Lebens, dann eben unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges, er ja diese völlige Abkehr vollzogen hat und zum Friedenskämpfer wurde."
Im März 1938 wurde Niemöller zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt, die durch die Untersuchungshaft bereits verbüßt waren. Doch anstatt freigelassen zu werden, wurde er noch im Gerichtsgebäude erneut verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht - als persönlicher Gefangener Hitlers.
"Und das ist ja wohl auch meine Lebensrettung geblieben, weil kein Mensch wagte - Hitler wurde immer wütend, wenn mein Name fiel und man hütete sich, meinen Namen in seiner Gegenwart zu nennen - deshalb gab es auch keine Vorschriften, wie ein persönlicher Gefangener des Führers in der Gefangenschaft zu behandeln wäre, das heißt, ich wurde überhaupt nicht behandelt und mich hat niemals ein SS-Mann auch nur mit der Hand angefasst."
Über sieben Jahre verbrachte Niemöller in den KZs Sachsenhausen und Dachau. Ende April 1945 wurde er mit einem Hinrichtungstransport nach Südtirol gebracht. Dort wurde er Anfang Mai von amerikanischen Soldaten befreit.
"Während des Frühstücks kam die Gestapo und das Ergebnis war, dass ich zu ner kurzen Vernehmung abgeholt wurde, und nach fünf Minuten wurde ich vom Alexanderplatz nach Moabit verfrachtet und wurde da in Untersuchungshaft gesteckt."
Als Martin Niemöller am 1. Juli 1937 in seiner Wohnung unter dem Vorwurf, staatsfeindliche Äußerungen zu verbreiten, verhaftet wurde, traf ihn die Festnahme nicht vollkommen unvorbereitet. Der evangelische Pastor war dem Regime schon lange ein Dorn im Auge, betont Marion Gardei. Die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Dahlem, in der auch Niemöller tätig war, verweist auf eine Begegnung Hitlers mit Niemöller im Januar 1934.
"Hitler hat in einem Gespräch mit Kirchenvertretern, zu dem er auch geladen wurde, gesagt: Die Sorge um das deutsche Volk ist jetzt meine Sorge, sinngemäß, und Niemöller hat ihm dann geantwortet: 'Nein, unser Christenvolk, wir bleiben die Hirten, die Pfarrer.' Und das hat Hitler sehr geärgert."
Obwohl selbst eher unpolitisch, machte Niemöller aus seiner Gegnerschaft zum "Dritten Reich" keinen Hehl. Die Anmaßung des Regimes, über alle Bereiche des Lebens bestimmen zu können, war für ihn mit der christlichen Botschaft nicht vereinbar. Als Staatsfeind stand er unter ständiger Beobachtung der Gestapo, was er auch im Gottesdienst nicht verschwieg.
Marion Gardei
"Er hat auch über seine Verfolgungssituation gesprochen, darüber wie er abgehört und bespitzelt wird, und er hat politische, kirchenpolitische Entscheidungen der offiziellen Kirche auch in seinen Predigten regelrecht gerügt und da hat er kein Blatt vor den Mund genommen. Da war er eine Ausnahme unter den Predigern damals. Das war so populär, dass Menschen aus allen Bezirken nach Dahlem kamen, um ihn predigen zu hören, und wer damals am Bahnhof Dahlem-Dorf ausstieg, da war die offizielle Ansage: 'Zur Predigt Niemöllers bitte hier aussteigen!'"
In Gegnerschaft zu den Deutschen Christen, die eine Gleichschaltung der evangelischen Kirche an das neue Regime vertraten, wollte Niemöller vor allem die Unabhängigkeit der Kirche bewahren. Im Herbst 1933 gründete er den Pfarrernotbund, aus dem wenig später die Bekennende Kirche hervorging. Beide Institutionen richteten sich gegen die Einführung des sogenannten Arierparagrafen in der Kirche. Dabei war Niemöller keineswegs von Anfang an ein Feind von Hitler.
"Diese Wirklichkeit, die mit Hitler kam, zunächst haben wir die mit fragenden Augen angeguckt und immer noch gehofft, das hab ich noch bis `34 gehofft, dass dieses Gerede, Hitler wüsste von alledem nichts und er meinte im Grunde was Anderes und dergleichen, dass wir uns darauf noch hinüberziehen ließen oder bereden ließen, weil man das so gerne hörte."
Als Offizier der kaiserlichen Marine und U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg war Niemöller überzeugter Monarchist und Nationalist. 1919 nahm er seinen Abschied von der Armee, weil er die aus seiner Sicht chaotische Weimarer Republik ablehnte - und begann mit dem Theologiestudium.
Marion Gardei:
"So ein U-Boot-Kommandant ist er immer geblieben in seinem Herzen. Alles, was er an strategischen Dingen gelernt hat im Krieg, hat er eigentlich, wenn man so möchte, angewendet auf sein Wirken in der Bekennenden Kirche. Das gipfelte also bis zu dem Satz, wo er sagte: Gott ist mein Führer. Also das Nationalistische ist ihm lange anhaften geblieben. Noch im Konzentrationslager hat er bei Kriegsausbruch Hitler seine Dienste angeboten, also wollte mit in den Krieg ziehen. Aber ich glaube, dass eben im Laufe seines späteren Lebens, dann eben unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges, er ja diese völlige Abkehr vollzogen hat und zum Friedenskämpfer wurde."
Im März 1938 wurde Niemöller zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt, die durch die Untersuchungshaft bereits verbüßt waren. Doch anstatt freigelassen zu werden, wurde er noch im Gerichtsgebäude erneut verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht - als persönlicher Gefangener Hitlers.
"Und das ist ja wohl auch meine Lebensrettung geblieben, weil kein Mensch wagte - Hitler wurde immer wütend, wenn mein Name fiel und man hütete sich, meinen Namen in seiner Gegenwart zu nennen - deshalb gab es auch keine Vorschriften, wie ein persönlicher Gefangener des Führers in der Gefangenschaft zu behandeln wäre, das heißt, ich wurde überhaupt nicht behandelt und mich hat niemals ein SS-Mann auch nur mit der Hand angefasst."
Über sieben Jahre verbrachte Niemöller in den KZs Sachsenhausen und Dachau. Ende April 1945 wurde er mit einem Hinrichtungstransport nach Südtirol gebracht. Dort wurde er Anfang Mai von amerikanischen Soldaten befreit.