Zusammentreffen unterschiedlicher Welten

Vorgestellt von Hannelore Heider |
Ein Fantasy-Abenteuer für die ganze Familie: In "Die Brücke nach Terabithia" schaffen sich zwei Außenseiterkinder eine Fantasiewelt, um den Widrigkeiten des Alltags zu entfliehen. Und in "Junebug" wirft der Zuschauer einen mit Galgenhumor gespickten Blick auf die tiefe Kluft, die Amerikas weltstädtische von seiner provinziellen Seite trennt.
Die Brücke nach Terabithia
USA 2007
Regie: Gabor Csupo
Darsteller: Josh Hutcherson, Anna Sophia Robb

Aus einer völlig realistischen Geschichte, die der Film aus der Romanvorlage Ende der 70er Jahre behutsam in die Gegenwart transportiert, entwickelt sich ein Fantasy-Abenteuer, das niemals den Kontakt zur Wirklichkeit verliert und die Spezialeffekte nicht über alles setzt. Im Gegenteil, die Geschichte der Freundschaft zwischen zwei Außenseiterkindern bleibt berührend und absolut glaubhaft.

Jess ist der schnellste Läufer der Schule, obwohl er wegen Geldmangels in einer großen Familie nie die passenden Schuhe hat. Aber dieser Ruf wird ihm ausgerechnet von der "Neuen" streitig gemacht. Das ebenfalls elfjährige Mädchen ist ins Haus nebenan gezogen und kommt in seine Klasse. Wie der zeichnerisch begabte, introvertiert Jess ist die kämpferische Lesly Zielscheibe vieler Rüpeleien in der Schule. Ihr exklusives Elternhaus (Schriftstellereltern) aber kann so wenig wie der Vier-Mädelhaushalt von Jess auf die besonderen Bedürfnisse dieser Kinder eingehen. Deshalb schaffen sie sich ein Fluchtreich im Wald nebenan – das Königreich von Terabittia, in dem Libellen zu Kämpfern für das Gute und Eichhörnchen zu bösen Honks werden.

Letztlich hilft diese wunderschön animierte Parallelwelt auch Jess über ein großes Unglück hinweg zu kommen. Das war übrigens auch der Anlass für die Entstehung dieses weltweit aufgelegten Kinderbuches von Katherine Paterson. Sie schreib die Geschichte von Terabithia, um ihrem Sohn zu helfen, über den Tod seines besten Freundes hinweg zu kommen. Der Film kommt mit hervorragenden Kinderdarstellern ohne Altersbeschränkung in die deutschen Kinos und ist als Familienfilm sehr empfehlenswert.


Junebug
USA 2005
Regie: Phil Morrison
Darsteller: Embeth Davidtz, Alessandro Nivola, Amy Adams, Ben McKenzie,

Um mit einem zurückgezogen lebenden Künstler ins Geschäft zu kommen, reist die frisch verheiratete Galeristin Madeleine (Embeth Davidtz) aus Chicago in die tiefste Provinz und macht einen Abstecher zur Familie ihres Ehemannes George (Alessandro Nivola), die sie bisher nie kennen lernte. Dieser "Sideway" in ein Dorf in North Carolina öffnet uns einen mit Galgenhumor gespickten Blick auf die tiefe Kluft, die Amerikas weltstädtische von seiner provinziellen Seite trennt. Denn die kultivierte Madeleine geht natürlich politisch völlig korrekt und überfreundlich auf die Provinzler zu, trifft aber auf eine Wand aus Unverständnis und Fremdheit, aus der nur die junge, hochschwangere Schwägerin Ashley (Amy Adams) ausschert.

Völlig unerwartet und zunehmend schockiert, erlebt sie auch ihren Ehemann anders. Selbst der alte Künstler ist alles andere als erfreut von diesem Kontakt mit der großen Kunstwelt. Hier ticken die Uhren anderes und andere Dinge sind wichtiger als die, die uns viele amerikanische Filme zeigen. "Junebug" ist übrigens im Amerikanischen die Bezeichnung für "Maikäfer" und so soll das noch ungeborene Kind heißen, wenn es ein Mädchen wird.

Der Debütfilm erzählt bedächtig, ohne spektakuläre dramatische Konflikte, aber sehr eindrücklich und auf jedes Detail bedacht. Sie verändert damit den Blick des Zuschauers und verschiebt unsere Sympathien. Die junge Schauspielerin Amy Adams wurde für ihre Darstellung auf dem Sundance Film Festival mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet und im vergangenen Jahr sogar für einen Oscar nominiert. Ben McKenzie, Serienstar aus "O.C.california" überzeugt in der Rolle des grimmigen jüngeren Bruders als Charakterdarsteller.