"Von Schleppern auf Boote geprügelt"
Hochseekapitän Klaus Vogel rettet Flüchtlinge aus dem Mittelmeer. Fast 200 Menschen waren es bisher. Was sie ihm über ihre Erfahrungen mit Schleppern erzählt haben, nennt er "einfach nur erschütternd".
Wenn es jetzt wärmer wird, dürften sich wieder mehr Menschen auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer nach Europa machen. Kapitän Klaus Vogel, der seit drei Wochen mit der gecharterten MS Aquarius auf Rettungsmission ist, weiß, dass sich die Flüchtlinge von Anfang "in höchste Lebensgefahr" begeben.
Meist würden 120 Menschen in ein etwa acht Meter langes Schlauchboot gepfercht - im Stehen. Die Boote, "chinesische Billigprodukte", seien mit Holzbrettern und Bolzen verstärkte "Spielzeuge". Die Menschen auf ihnen blieben "vollkommen ungeschützt".
"Da ist mehr Zwang als Freiheit"
Zwei erfolgreiche Einsätze hat Vogel mit seiner Crew schon hinter sich: 193 Menschen haben sie an Bord geholt. Dabei erfuhr der Kapitän und Gründer von "SOS Méditerranée", wie Schlepper vorgehen: "Das, was wir in diesen beiden Rettungen erfahren haben, ist einfach nur erschütternd. Die Menschen werden von den Schleppern praktisch gefangen gehalten, sind denen vollkommen ausgeliefert, werden von denen auf Boote geprügelt."
Es seien auch schon Schüsse gefallen - in einem Fall soll es drei Tote gegeben haben auf dem Weg zum Boot. Vogel: "Das heißt, da ist mehr Zwang als Freiheit. Obwohl die Menschen ursprünglich diesen Weg wählen wollten, wissen sie in der Regel nicht, in was für ein brutales Regiment sie da geraten."
Die italienische Küstenwache ist froh über die Hilfe
Vogel, der seine Einsätze mit der Rettungsleitstelle in Rom abspricht, weiß: "Wir können mit Sicherheit nur einen kleinen Bruchteil retten. Trotzdem sind wir wichtig."
Die italienische Küstenwache sei froh über die Hilfe. Denn die Anzahl der Schiffe vor Ort reiche nicht aus, wenn gleichzeitig bis zu 15 Schlauchboote auf See kämen.
Im vergangenen Jahr seien rund 150.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa gelangt. Vogel rechnet damit, dass es in diesem Jahr noch mehr werden.