Zuversichtlicher Kampf gegen Windmühlen
Windkraftwerke sind gut fürs Klima, aber schlecht für Fledermäuse: Jährlich kollidieren etwa 60 Tiere mit den Rotoren einer einzigen Anlage. Forscher haben ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sie die Flugzeiten der Säuger errechnen können. Zu diesen Zeiten werden die Windräder gestoppt.
70 Windenergieanlagen - von der Nordsee bis zu den Alpen - wurden in einer Voruntersuchung unter die Lupe genommen. Das war 2008. Über mehrere Monate zählte man die toten Fledermäuse am Fuße der Windmühlen. Die Wissenschaftler um Professor Michael Reich vom Institut für Umweltplanung der Uni Hannover wollten herausfinden, bei welchen Wetterlagen die Tiere besonders häufig mit den Windmühlen kollidieren.
Michael Reich: "Die Fledermäuse fliegen aus unterschiedlichen Gründen. Im Sommer ist es im wesentlichen die Nahrungssuche. Das heißt, man macht sich vom Versteck, vom Quartier, wo man den Tag verbracht hat, dann auf in die Jagdgebiete, um dort Insekten zu jagen. Das heißt, das Risiko ist immer dann hoch, wenn gute Jagdnächte sind, wenn viele Insekten fliegen. Und Insekten fliegen natürlich wenn es warme Nächte sind, bei hohen Temperaturen, bei geringenn Windgeschwindigkeiten."
Durchschnittlich elf bis 12 tote Fledermäuse fanden die Forscher in dem Untersuchungszeitraum pro Windkraftanlage. Nach den Voruntersuchungen entwickelten die Wissenschaftler ein Programm, das die Windkraftanlagen anhält, wenn Fledermäuse durch die Lüfte sausen. Aktiv wird das Programm aber nur in den Abendstunden, denn nur dann fliegen die nachtaktiven Tiere herum.
Michael Reich: "Das Schlagrisiko für die Fledermäuse hängt ja sehr stark von der Windgeschwindigkeit ab. Aber es ist eben zu manchen Zeiten des Jahres ist ein bisschen mehr Windgeschwindigkeit noch tolerabel. Zu anderen Zeiten muss man noch ein bisschen früher abschalten, und das ist für die Betreiber ja wichtig, dass man nicht unnötig früh abschaltet, um die Ertragseinbußen auch auf der Energieseite so gering wie möglich zu halten."
Bis Windstärke drei stehen die Anlagen still. Erst ab vier Beaufort dürfen sich die Rotorblätter drehen, da bei stärkeren Winden keine Tiere mehr unterwegs sind. Vergangenes Jahr wurde das Computerprogramm an 16 Windkraftanlagen getestet.
Institutskollege Ivo Niermann: "Es kam dabei heraus, dass das, was wir vorhergesagt oder als Schwellenwert definiert haben, sehr präzise getroffen wurde. Man kann die Anlagen auf null Tiere praktisch reduzieren. Was wir aber angestrebt haben war, dass maximal zwei Tiere pro Jahr und Anlage geschlagen werden dürfen. Und dieser Wert wurde jetzt in dieser Untersuchung sehr präzise getroffen."
In der früheren Untersuchung waren es noch zwölf tote Fledermäuse pro Anlage und Jahr. Mit der neuartigen Abschaltautomatik, die ganz bewusst nicht auf Null eingestellt wurde, sondern auf zwei Tiere, haben die Forscher nun auch den Beweis führen können, dass mit dem Programm die Zahl der tödlichen Unfälle im Vorhinein genau eingestellt werden kann.
Ivo Niermann: "Der Grund, warum wir jetzt zwei Tiere gewählt haben, war eigentlich ein praktischer. Die Windenergieanlagen auf Null zu stellen, ist nicht so spannend, denn Null ist Null. Aber ein Zielwert irgendwo zwischen Null und einem niedrigen Wert zu erreichen, war aus unserer Sicht komplizierter, und das war für die Beweisführung interessanter."
Mit der Computer gesteuerten Abschaltautomatik könnte nun jede Anlage auf einen gewünschten Wert eingestellt werden. Das, so die Wissenschaftler, sei nun aber Sache der Länder. Der Energieverlust durch Abschalten der Windkraftanlagen ist übrigens niedrig: Errechnet wurde ein Minus von nur einem Prozent, denn abgeschaltet wurden die Anlagen nur dann, wenn der abendliche Wind schwach wehte und deshalb - vorübergehend - ohnehin nur wenig Strom produziert worden wäre.
Michael Reich: "Das ist - glaube ich - ein ganz wichtiger Punkt, wenn man die Energiewende erfolgreich gestalten will, dass man versucht, die erneuerbaren Energien umweltverträglich auszubauen, und da ist dieser Abschalt-Algorithmus sicherlich ein ganz zentraler Baustein, wie man das tun kann. Der löst natürlich nur einen Teil des Problems. Es gibt ja auch Vogelarten, roter Milan zum Beispiel, wo wir regelmäßig Opfer an den Windrädern haben. Das können wir damit nicht lösen. Aber zumindest für die Fledermäuse haben wir da eine sehr praktikable Lösung, und die Ergebnisse zeigen auch, dass die Ertragseinbußen in einem Bereich sind, der für die Betreiber durchaus verschmerzbar ist."
Zwar gibt es im Bundesnaturschutzgesetz ein sogenanntes "Tötungsverbot". Und auch im "Windenergieerlass" einzelner Bundesländer rangiert der Schutz der Fledermäuse wie auch vieler Vogelarten ganz oben. Doch eine Technik, die es ermöglicht, die Zahl tödlicher Kollisionen auf ein politisch gewolltes Maß zu reduzieren, das habe es so bislang noch nicht gegeben. Der Computer macht's möglich.
Michael Reich: "Wir haben natürlich die Situation, die nicht ganz einfach ist, dass es Ländersache ist. Förderalismus ist in dem Bereich nicht die optimalste Lösung, um das mal so zu sagen. Aber vom Grundsatz glaube ich, dass unser Algorithmus einen sehr guten Ansatz eigentlich in allen Bundesländern bieten würde, das Thema Fledermäuse und Windräder einvernehmlich zu regeln."
Jetzt, so Professor Reich, sind die Behörden gefordert. Denn nun gibt es erstmals ein Werkzeug, das die Fledermäuse vor einer Kollision mit Windkraftanlagen bewahren kann. Und die Energiewende ist auch nicht in Gefahr: Windenergieanlagen und Naturschutz gehen Hand in Hand.
Michael Reich: "Die Fledermäuse fliegen aus unterschiedlichen Gründen. Im Sommer ist es im wesentlichen die Nahrungssuche. Das heißt, man macht sich vom Versteck, vom Quartier, wo man den Tag verbracht hat, dann auf in die Jagdgebiete, um dort Insekten zu jagen. Das heißt, das Risiko ist immer dann hoch, wenn gute Jagdnächte sind, wenn viele Insekten fliegen. Und Insekten fliegen natürlich wenn es warme Nächte sind, bei hohen Temperaturen, bei geringenn Windgeschwindigkeiten."
Durchschnittlich elf bis 12 tote Fledermäuse fanden die Forscher in dem Untersuchungszeitraum pro Windkraftanlage. Nach den Voruntersuchungen entwickelten die Wissenschaftler ein Programm, das die Windkraftanlagen anhält, wenn Fledermäuse durch die Lüfte sausen. Aktiv wird das Programm aber nur in den Abendstunden, denn nur dann fliegen die nachtaktiven Tiere herum.
Michael Reich: "Das Schlagrisiko für die Fledermäuse hängt ja sehr stark von der Windgeschwindigkeit ab. Aber es ist eben zu manchen Zeiten des Jahres ist ein bisschen mehr Windgeschwindigkeit noch tolerabel. Zu anderen Zeiten muss man noch ein bisschen früher abschalten, und das ist für die Betreiber ja wichtig, dass man nicht unnötig früh abschaltet, um die Ertragseinbußen auch auf der Energieseite so gering wie möglich zu halten."
Bis Windstärke drei stehen die Anlagen still. Erst ab vier Beaufort dürfen sich die Rotorblätter drehen, da bei stärkeren Winden keine Tiere mehr unterwegs sind. Vergangenes Jahr wurde das Computerprogramm an 16 Windkraftanlagen getestet.
Institutskollege Ivo Niermann: "Es kam dabei heraus, dass das, was wir vorhergesagt oder als Schwellenwert definiert haben, sehr präzise getroffen wurde. Man kann die Anlagen auf null Tiere praktisch reduzieren. Was wir aber angestrebt haben war, dass maximal zwei Tiere pro Jahr und Anlage geschlagen werden dürfen. Und dieser Wert wurde jetzt in dieser Untersuchung sehr präzise getroffen."
In der früheren Untersuchung waren es noch zwölf tote Fledermäuse pro Anlage und Jahr. Mit der neuartigen Abschaltautomatik, die ganz bewusst nicht auf Null eingestellt wurde, sondern auf zwei Tiere, haben die Forscher nun auch den Beweis führen können, dass mit dem Programm die Zahl der tödlichen Unfälle im Vorhinein genau eingestellt werden kann.
Ivo Niermann: "Der Grund, warum wir jetzt zwei Tiere gewählt haben, war eigentlich ein praktischer. Die Windenergieanlagen auf Null zu stellen, ist nicht so spannend, denn Null ist Null. Aber ein Zielwert irgendwo zwischen Null und einem niedrigen Wert zu erreichen, war aus unserer Sicht komplizierter, und das war für die Beweisführung interessanter."
Mit der Computer gesteuerten Abschaltautomatik könnte nun jede Anlage auf einen gewünschten Wert eingestellt werden. Das, so die Wissenschaftler, sei nun aber Sache der Länder. Der Energieverlust durch Abschalten der Windkraftanlagen ist übrigens niedrig: Errechnet wurde ein Minus von nur einem Prozent, denn abgeschaltet wurden die Anlagen nur dann, wenn der abendliche Wind schwach wehte und deshalb - vorübergehend - ohnehin nur wenig Strom produziert worden wäre.
Michael Reich: "Das ist - glaube ich - ein ganz wichtiger Punkt, wenn man die Energiewende erfolgreich gestalten will, dass man versucht, die erneuerbaren Energien umweltverträglich auszubauen, und da ist dieser Abschalt-Algorithmus sicherlich ein ganz zentraler Baustein, wie man das tun kann. Der löst natürlich nur einen Teil des Problems. Es gibt ja auch Vogelarten, roter Milan zum Beispiel, wo wir regelmäßig Opfer an den Windrädern haben. Das können wir damit nicht lösen. Aber zumindest für die Fledermäuse haben wir da eine sehr praktikable Lösung, und die Ergebnisse zeigen auch, dass die Ertragseinbußen in einem Bereich sind, der für die Betreiber durchaus verschmerzbar ist."
Zwar gibt es im Bundesnaturschutzgesetz ein sogenanntes "Tötungsverbot". Und auch im "Windenergieerlass" einzelner Bundesländer rangiert der Schutz der Fledermäuse wie auch vieler Vogelarten ganz oben. Doch eine Technik, die es ermöglicht, die Zahl tödlicher Kollisionen auf ein politisch gewolltes Maß zu reduzieren, das habe es so bislang noch nicht gegeben. Der Computer macht's möglich.
Michael Reich: "Wir haben natürlich die Situation, die nicht ganz einfach ist, dass es Ländersache ist. Förderalismus ist in dem Bereich nicht die optimalste Lösung, um das mal so zu sagen. Aber vom Grundsatz glaube ich, dass unser Algorithmus einen sehr guten Ansatz eigentlich in allen Bundesländern bieten würde, das Thema Fledermäuse und Windräder einvernehmlich zu regeln."
Jetzt, so Professor Reich, sind die Behörden gefordert. Denn nun gibt es erstmals ein Werkzeug, das die Fledermäuse vor einer Kollision mit Windkraftanlagen bewahren kann. Und die Energiewende ist auch nicht in Gefahr: Windenergieanlagen und Naturschutz gehen Hand in Hand.