Zwang in der Psychiatrie

"Ganz gravierender Eingriff"

Ein Arzt hält Tabletten in der Hand.
Zwangsmedikation - das ist eine Form, in der einige Patienten in der Psychiatrie mit dem Thema Zwang in Berührung kommen. © imago/STPP
Volker Lipp im Gespräch mit Hans-Joachim Wiese und Liane von Billerbeck |
Der Deutsche Ethikrat informiert sich zurzeit über Zwangsmaßnahmen in Psychiatrien, aber auch in der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe. Einige Betroffene und die Angehörige würden solche Erfahrungen als sehr belastend empfinden, sagt Volker Lipp, Mitglied im Ethikrat.
Mit Hilfe der Erfahrungen und Einschätzungen von Sachverständigen nähert sich der Deutsch Ethikrat dem Thema Zwang. So wollen die Mitglieder eine Stellungnahme für weitere gesetzliche Vorhaben erarbeiten.
Diese wird sich mit den Formen von Zwang in Praxisfeldern - wie etwa der Psychiatrie, der Pflege, der sozialen Arbeit, der Kinder- und Jugend- sowie der Behindertenhilfe - befassen. Am Donnerstag fand in Berlin eine öffentliche Sachverständigenanhörung über Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie statt.
Bislang wisse man wenig darüber, was in der Praxis wirklich passiere, sagte Volker Lipp im Deutschlandradio Kultur. Es gebe keine validen Zahlen dazu. Der Göttinger Jurist, der dem Deutschen Ethikrat angehört, schilderte Gespräche mit Ärzten, Pflegern, Betreuern und Richtern.

"Zwangsunterbringung, Fixierung, Zwangsmedikation"

"Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie gehören insofern zum Alltag, als dass sie überhaupt stattfinden. Wenn wir von Zwangsmaßnahmen sprechen, sprechen wir natürlich zunächst einmal von Zwangsunterbringung, Fixierung, aber auch von Zwangsmedikation. Das sind seltene Fälle."
Nicht alles, was aus Zwang geschieht, sei zugleich Unrecht, sagte Lipp. Deutlich sei aber geworden, "dass Zwang von den meisten, die es betrifft - sowohl von den Patienten selbst, als auch von Angehörigen - als ein sehr einschneidender, belastender, ganz gravierender Eingriff in die Person empfunden wird".
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