Zwangsprostitution im KZ

Wie weibliche KZ-Häftlinge in den Lagern zu Prostitution gezwungen wurden, zeigt eine Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Etwa 300 bis 400 Frauen wurden in 10 Konzentrationslagern von der SS zur Sexarbeit gezwungen, erklärte die Leiterin der Gedenkstätte, Insa Eschebach, im Deutschlandradio Kultur.
Die meisten dieser Frauen wurden im KZ Ravensbrück "rekrutiert", so Eschebach, deshalb habe sich die Gedenkstätte auch zu dieser Ausstellung verpflichtet gefühlt und eine besondere Verantwortung.

Das Thema der Zwangsprostitution war jahrzehntelang tabuisiert. Erst in den 90er Jahren begannen Wissenschaftlerinnen, mit Zeitzeuginnen zu sprechen. Viele von ihnen sind inzwischen verstorben.

Die SS hatte die Vorgänge penibel dokumentiert. Die Akten seien "erschütternd", so Eschebach, nicht weil dort besonders exzessives Verhalten dokumentiert sei, sondern weil es in einer unheimlich bürokratischen Sprache verhandelt wird. Deshalb will die Ausstellung vor allem Sprache zum Thema machen.

Die Lagerbordelle wurden ab 1942 eingerichtet. Sie waren Teil eines Prämiensystems und hingen eng mit der verstärkten Rüstungsproduktion zusammen, so Eschebach. Diese war oft in der Nähe von KZs angesiedelt oder sogar in den KZs selbst. So gab es Prämienscheine für die besten Zwangsarbeiter, die diese für mehr Nahrung oder Zigaretten oder einen Besuch im Lagerbordell einlösen konnten.

Erschreckend sei auch, so Eschebach, dass ehemalige männliche Häftlinge über die Frauen, die in diesen Bordellen interniert waren, oft herabwürdigend oder in diffamierender Weise gesprochen haben, auch lange nach 1945.

Sie können das vollständige Gespräch mit Insa Eschebach für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

Hinweis:
Die Ausstellung "Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern" ist noch bis Ende September in der Gedenkstätte Ravensbrück zu sehen.