Thomas von Steinaecker wurde 1977 geboren und lebt in Augsburg. Er veröffentlichte unter anderem die Romane "Wallner beginnt zu fliegen" und "Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und anfing zu träumen" und wurde vielfach ausgezeichnet.
Online-Erzählexperiment gegen den IS-Terror
Mit Literatur gegen den Terror: Der Filmemacher und Schriftsteller Thomas von Steinaecker hat ein Erzählexperiment gegen den Islamischen Staat gestartet – im literarischen Online-Magazin des S. Fischer Verlags entsteht ein Mosaik-Roman.
"Was kann heute der gesellschaftspolitische Beitrag eines Schriftstellers sein?", fragt Thomas von Steinaecker in seinem Aufruf zu einem gemeinsamen Mosaik-Roman mit dem Titel "Zwei Mädchen im Krieg".
Neun Autorinnen und Autoren sind dem Aufruf von Thomas von Steinaecker gefolgt. Sie schreiben gemeinsam in den nächsten drei Wochen einen Mosaik-Roman, auf www.hundertvierzehn.de kann man das Projekt verfolgen. Die Schriftsteller Jan Brandt und Jakob Nolte machen den Anfang.
IS ist ein heikles Thema. "Was kann heute der gesellschaftspolitische Beitrag eines Schriftstellers sein?" - fragte Thomas von Steinaecker in seinem Aufruf. Im Deutschlandradio Kultur hat er die Frage beantwortet.
Der Schriftsteller erreicht mit Schreiben mehr als mit einer Meinungsäußerung
Die Attitüde von bekannten Schriftstellern, die meinen, ihr Wort habe Gewicht, sei völlig überholt, sagte er. Öffentliche Meinungsäußerungen von Autoren - wie etwa Günter Grass - seien auch politisch nicht effektiv.
Das Alleinstellungsmerkmal von Schriftstellern sei vielmehr, dass sie sich einfühlen und erzählen können – und sogar Worte und Bilder finden könnten, die stärker seien als die Wirklichkeit.
Steinaecker: "Der Schriftsteller kann Erzählungen erfinden, die vielleicht stärker sind als das, was man nicht gut findet an der Wirklichkeit. Nur als Beispiel: IS erfindet gerade Bilder, denen wir alle auf eine ungute Weise verfallen sind und ein Narrativ sozusagen, dem wir jetzt anhängen. Und interessant wäre es doch, ein Gegen-Narrativ zu erfinden, wie das (...) George Orwell 1984 gemacht hat. Das halte ich für einen wesentlich effektiveren politischen Beitrag als all die Demos oder Wahlkampfveranstaltungen, die jemand wie Günter Grass besucht hat."