Das erste Treffen der "Großen Drei"
Am 28. November 1943 trafen sich die Staats- und Regierungschefs der Alliierten, Roosevelt, Churchill und Stalin, zu ihrer ersten gemeinsamen Konferenz in Teheran. Neben dem gemeinsamen militärischen Vorgehen gegenüber dem NS-Regime wurde auch darüber gesprochen, wie nach Ende des Krieges der Frieden dauerhaft gesichert werden könne.
Joseph Goebbels: "Die Engländer und Amerikaner stehen nicht am Brenner, sondern weit vor Rom. Die bolschewistischen Offensiv-Armeen haben nicht bis an die deutsche Reichsgrenze vorstoßen können, wie sie das wollten und planten. Mit einem Wort: Das Ausscheiden eines Bundesgenossen aus unserer kämpfenden Front hat uns zwar große und manchmal auch gefährliche Schwierigkeiten bereitet, aber wir sind damit fertig geworden."
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in seiner Silvesteransprache 1943. Die Botschaft bestand im Wesentlichen aus der Aussage: Wir haben alles im Griff. Die Realität sah anders aus. Nachdem die Rote Armee im Februar die Schlacht von Stalingrad gewonnen hatte und Briten und Amerikaner im Süden Italiens auf dem Vormarsch waren, war klar, dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Doch noch war das nationalsozialistische Regime nicht geschlagen und so trafen sich am 28. November 1943 die Großen Drei - Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill und Josef Stalin - in Teheran, um über ein gemeinsames Vorgehen der Anti-Hitler-Koalition zu beraten. Es war die erste Begegnung zwischen dem sowjetischen Staatschef und dem amerikanischen Präsidenten, die dieser mit den Worten zusammenfasste:
"Ich bin mit Stalin gut ausgekommen. Außergewöhnliche rastlose Zielstrebigkeit sind bei ihm mit robustem Humor gepaart. Für mich steht er ganz für das Herz und die Seele Russlands, und ich glaube, dass wir mit ihm und dem russischen Volk sehr gut auskommen werden."
Eine Einschätzung, die wohl auch der Tatsache geschuldet war, dass Stalin als Hausherr des viertägigen Treffens in der sowjetischen Botschaft in Teheran die Regie führte. Wie auch später bei den Konferenzen in Jalta und Potsdam legte er großen Wert darauf, sich mit den Alliierten immer auf sowjetischem Territorium zu treffen, betont der Osteuropa-Historiker Jörg Baberowski:
"Das ist psychologisch extrem wichtig gewesen, weil er entschieden hat, wie die Inszenierung stattfinden sollte. Das fing an vom Abendessen über die Zeremonien, wann wer zu welchem Termin gefahren wurde, wo die Leute übernachteten und wo die Abhörwanzen eingebaut wurden, und der war klug genug, sich niemals darauf einzulassen, anderen die Regie zu überlassen."
Stalin setzt sich in wesentlichen Punkten durch
Am Ende der Konferenz hatte sich Stalin in beiden für ihn wesentlichen Punkten durchgesetzt. Erstens: Im Frühjahr 1944 sollten Alliierte Truppen in der Normandie landen, um dort eine neue Front zu eröffnen und damit die Rote Armee zu entlasten. Und zweitens: Die Eroberungen, die die Sowjetunion in Folge des Hitler-Stalin-Paktes gemacht hatte - darunter der gesamte Osten Polens - wurden von den Westalliierten nicht mehr in Frage gestellt. Die Anti-Hitler-Koalition mit Stalin war ihnen wichtiger als der Protest der polnischen Exilregierung in London.
Trotz großer Unterschiede in den politischen Systemen gegen Hitler zusammenarbeiten zu wollen, war die zentrale Botschaft der Konferenz von Teheran. Deutschland sollte nach dem Krieg zerschlagen und aufgeteilt werden - in welcher Form, das wurde auf den Folgekonferenzen der Alliierten in Jalta und Potsdam beschlossen.
Vorher jedoch musste das Deutsche Reich militärisch niedergerungen werden. Seit Teheran war nicht nur die bedingungslose Kapitulation der Deutschen das erklärte Kriegsziel der Großen Drei, sondern auch die Bestrafung der Kriegsverbrecher. Die Alliierten hofften, dadurch den Druck auf führende Wehrmachtsgeneräle und andere hochrangige Funktionäre zu erhöhen und sie zur Aufgabe zu bewegen, doch das Gegenteil geschah.
Jörg Baberowski: "Das hat dazu geführt, dass im Inneren dieses NS-Regimes diese Elite sich um den 'Führer' scharte und bis zum Letzten kämpfte, weil sie gar keinen Ausweg hatte, also sie hatten jetzt kein Angebot mehr, auszusteigen. Wenn man ihnen ein Angebot gemacht hätte, auszusteigen, wäre der Krieg vielleicht eher zu Ende gegangen."
Die Bestrafung der Kriegsverbrecher war jedoch eng mit einer anderen Idee verbunden, die während der Konferenz in Teheran besprochen und im Sommer 1945 schließlich realisiert wurde: die Gründung der Vereinten Nationen, die eine erneute Bedrohung des Weltfriedens durch einen Aggressor wie Hitler verhindern sollte. Der Entwurf der Charta der Vereinten Nationen wurde von Roosevelt, Churchill und Stalin zwar erst in Jalta im Februar 1945 fertiggestellt, doch auf eine grundsätzliche Zusammenarbeit der Weltmächte hatten sich die Großen Drei bereits in Teheran geeinigt.