"Lebendiger Teil der Geschichte"
Vor 75 Jahren überfiel die deutsche Wehrmacht auf Befehl Hitlers Polen. Für einen Großteil der Polen ist dieses dunkle Kapitel deutsch-polnischer Geschichte noch nicht abgeschlossen. Zugleich würden die Beziehungen seiner Landsleute zu ihren deutschen Nachbarn aber immer normaler, sagt der junge polnische Radio-Reporter Wojciech Szymanski.
Der Überfall auf Polen 1939 sei als Thema in der polnischen Gesellschaft noch immer sehr aktuell, sagte Szymanski im Deutschlandradio Kultur. Rund Dreiviertel der Polen empfänden den Zweiten Weltkrieg nach Umfragen als "lebendigen" Teil ihrer Geschichte. In Polen sei es im Grunde unmöglich, dem Thema nicht zu begegnen.
Große Sorge, wenn es "Kompromisse" zwischen Deutschland und Russland gibt
Die Opferrolle sei Teil der polnischen Identität, betonte er. In Polen, eingeklemmt zwischen Deutschland und Russland, reagiere man mit großer Sorge, wenn es "Kompromisse" zwischen diesen beiden Ländern gebe. Zugleich würden die Beziehungen aber immer normaler, sagte Szymanski.
Die Deutschen, hat Szymanski beobachtet, beschäftigten sich zwar viel mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust, der Überfall auf Polen steht seiner Ansicht nach aber nicht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Im Gegenteil: Einigen sei vielleicht nicht einmal klar, dass und wie der Krieg 1939 begonnen habe, so Szymanski.