Treuer Begleiter für gute und schlechte Zeiten
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Drei Jahre mussten die Fans nach dem überraschenden Debüt von "Whitney" warten. Auf dem neuen Album, "Forever Turned Around", reflektieren Julien Ehrlich und Max Kakacek die Aufs und Abs im Leben, ihre Beziehungen, aber auch die eigene Sterblichkeit.
Vor drei Jahren überraschten Julien Ehrlich und Max Kakacek mit ihrem Debütalbum als "Whitney". Man kannte beide schon aus der Indie-Band "Smith Westerns", Ehrlich außerdem als Schlagzeuger der Band "Unknown Mortal Orchestra". Für ihr neues Album "Forever Turned Around" musste sich die Band notgedrungen etwas mehr Zeit lassen.
Erste Hürden im Leben überwunden
Mit euphorischen Klängen starten "Whitney" in ihr neues Album "Forever Turned Around". Und das, obwohl der Track "Giving Up" heißt – "aufgeben" also. Hier geht es aber weniger ums Aufgeben. Julien Ehrlich singt vor allem davon, an einer Beziehung festzuhalten.
Wie ein roter Faden zieht sich das "an Dingen festhalten", aber auch, Veränderungen mit Vertrauen zu begegnen, durch das neue Album von "Whitney". Es ist die Haltung zweier Ende-20-Jähriger, die in den letzten Jahren viele Veränderungen erlebt und die ersten Hürden im Leben überwunden haben: das Ende der ersten Langzeitbeziehung, der musikalische Durchbruch mit dem Bandprojekt, das viele Touren und das damit einhergehende Intensivieren, aber auch Auseinanderleben von Freundschaften.
All diese Themen finden ihren Platz auf "Forever Turned Around". Ein Titel, der einen ganz bestimmten Punkt im Leben symbolisieren soll. "Als Kind hat man diese vielen großen Träume. Man denkt, man kann im Leben alles machen. Man könnte Profi-Football-Spieler werden oder Präsident oder egal was. Aber irgendwann fällt einem auf, dass das wohl nicht mehr passieren wird. Es ist nicht mal traurig, weil man zufrieden ist mit dem, was man gerade tut. Aber man braucht trotzdem diesen Moment der Erkenntnis. Ich habe auch gerade erst festgestellt, dass ich wohl nicht mehr in der NBA spielen werde. Deshalb ist der Traum, der so unendlich schien, plötzlich abgeschlossen."
Hommage an die Freundschaft
Im Albumtitel steckt außerdem die Einsicht, dass es im Leben ständig auf und ab geht. So mussten Ehrlich und Kakacek nach dem Erfolg des ersten Albums erst eine Schreibblockade überwinden. Songmaterial lieferten schließlich lange und tiefe Gespräche zwischen den beiden, deren Intimität sich auf die Musik übertragen hat.
Überhaupt klingen viele der Songs auf "Forever Turned Around" wie eine Hommage an die Freundschaft – die auch zwischen den beiden Songwritern eine Konstante ist. In "Used To Be Lonely" etwa wird die Einsamkeit feierlich verabschiedet.
Ehrlichs hoher Falsett-Gesang bettet sich auf fein arrangierte Streicher, Bläser, Keyboard- und Gitarrenklänge und hebt schließlich immer wieder ab in sonnige Harmonien. Dabei lässt sich leicht über die Schwere mancher Themen hinweghören.
Die eigene Endlichkeit wird auf zwei Songs besungen, wenn auch in Form blumiger Metaphern. Viele der Lieder von "Whitney" tragen eine melancholische Note in sich, wirken aber warm und wohlig - und eröffnen einen optimistischen Ausblick.
Hilfe durch eine schwierige Zeit
"Wir haben damals nicht damit gerechnet, dass unser erstes Album so gut ankommen würde. Für uns hat es sich vor allem so gut angefühlt, weil sich so viele Leute bei uns gemeldet haben und meinten, dass wir ihnen gerade durch eine wirklich schwere Zeit helfen. Und das ist genau das, was uns eigentlich am wichtigsten ist."
Mit nostalgisch gefärbten Texten trifft die Band den Nerv der Millenials, die auf der Suche nach dem eigenen Stand im Leben sind. Musikalisch blicken "Whitney" weit zurück: Der retroeske Charme der Musik nährt sich aus Anleihen des Folk der 60er-Jahre, Soft-Rock der 70er und dem Country-Soul eines Jim Ford.
Dem einen mag das zu schnulzig sein, dem anderen wird die neue Platte von "Whitney" ein treuer Begleiter werden für die guten, aber auch die schlechten Zeiten im Leben.