Landarzt Rainer Külker

Zwischen Afrika und der Uckermark

33:53 Minuten
Der Arzt Rainer Külker im Studio von Deutschlandfunk Kultur.
Von Afrika in die Uckermark: Rainer Külker arbeitete 20 Jahre als Arzt in der Entwicklungshilfe, jetzt ist er Landarzt in Brandenburg. © Deutschlandradio / Christine Fleischer
Moderation: Britta Bürger |
Audio herunterladen
Über 20 Jahre lang arbeitete Rainer Külker als Arzt in Afrika. Mit Anfang 60, einem Alter, in dem viele ihren Ruhestand planen, übernahm er eine Praxis auf dem Land in Brandenburg. Jetzt ist er 72 Jahre alt und denkt gar nicht ans Aufhören.
Die Landarztpraxis in der Uckermark zu übernehmen, war die beste Entscheidung seines Lebens, sagt Dr. med. Rainer Külker rückblickend, weil man so „den Menschen sehr nahekommt“. Diese Kontakte seien für ihn erfüllend, auch mit 72 Jahren und nach einem langen Arztleben.
Rainer Külkers Weg in den Nordosten Brandenburgs war kein geradliniger. Er sei ein „in der Wolle gefärbter Wessi“, aufgewachsen in Ost-Westfalen, die DDR war für ihn „Terra incognita“. Als Student war er ein linker 68er, der aber den Sozialismus made in DDR ablehnte.
Afrika war über mehr als zwei Jahrzehnte das Tätigkeitsfeld des aus einer bäuerlichen Familie stammenden Mediziners. Seine Mutter wollte eigentlich, dass er katholischer Priester wird, Arzt in der Entwicklungshilfe akzeptierte sie aber auch.

Barfuß-Doktoren in Afrika

Und so baute Rainer Külker im Auftrag des Deutschen Entwicklungsdiensts und der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit Gesundheitsdienste in Ländern wie Burkina Faso, dem Kongo oder Tansania auf, bildete dörfliche Gesundheitshelfer – sogenannte Barfuß-Doktoren – und Hebammen aus.
Doch dabei wuchsen seine Zweifel an der Entwicklungszusammenarbeit: Die Menschen in den Empfängerländern würden zu wenig ernstgenommen, beobachtete er, die Konzepte der Experten aus dem globalen Norden passten oft nicht zu den Gegebenheiten vor Ort.

Neuanfang mit 61

Daher beschloss Rainer Külker mit 61 Jahren, etwas Neues anzufangen: Landarzt in Warnitz und Oberuckersee, 100 Kilometer nördlich von Berlin. Das bedeutet Arbeitstage von 10 bis 12 Stunden und eine Wochenendbeziehung mit seiner Ehefrau, die in Berlin lebt und arbeitet.
Er wollte sehen, was aus den Menschen in der ehemaligen DDR 20 Jahre nach der Wende geworden sei, begründet Külker seine Entscheidung für die Uckermark. Als Landarzt, der häufig Hausbesuche macht, hört er viele Lebensgeschichten, erfährt vom großen Bruch in Biografien, den das Ende der DDR oft bedeutete.

Grau über der Welt

„Es legte sich so ein Grau über diese Welt“, sagt Rainer Külker, eine Wehmut, die vielfach bis heute anhalte. Besonders bei älteren Patient*innen, deren Kinder oft in den Westen gegangen sind.
Auch wenn er selbst Landarzt aus Überzeugung ist, hat Rainer Külker Verständnis für jüngere Mediziner, die nicht aufs Land ziehen wollen. Work-Life-Balance und Familienleben seien schon schwer damit zu vereinbaren, dass ein Landarzt oft bis spät über die Dörfer fahren muss, um Hausbesuche zu machen.
Die Folge: der vielbeklagte Ärztemangel im ländlichen Raum. Dem Dr. Rainer Külker etwas entgegensetzt, auch im Rentenalter.
(pag)
Mehr zum Thema