Zwischen allen Fronten
Wir wollen die Zuschauer am Samstagabend nicht belehren, sagt Hauptdarsteller Matt Damon im Interview. Er verkörpert in "Green Zone" einen amerikanischen Offizier im Irakkrieg, der auf der Suche nach der Wahrheit zwischen alle Fronten gerät.
Bagdad kurz nach der zweiten US-Invasion 2003. Roy Miller ein amerikanischer Soldat sucht mit seiner Spezialeinheit nach den angeblichen Vernichtungswaffen von Saddam und findet keine. Langsam dämmert es Miller, dass er manipuliert wird und die Insiderinformationen eines ranghohen irakischen Überläufers nichts taugen. Naiv erstattet Miller bei seinen Vorgesetzten Meldung, aber niemand nimmt ihn ernst. Bis sich herausstellt, dass ein ranghoher Pentagon-Beamter die Falschmeldung bewusst lanciert hat, um den Einmarsch im Irak zu rechtfertigen. So gerät Miller auf der Suche nach der Wahrheit zwischen alle Fronten. Matt Damon, der Miller gewohnt souverän verkörpert, versucht im Gespräch "Green Zone" filmisch einzuordnen.
Matt Damon: "Das Letzte, was wir wollten, war es, Zuschauer am Samstagabend zu belehren. Das will ja keiner sehen. Paul Greengrass, der Regisseur, hat ja diese sehr realistischen Filme wie "Bloody Sunday" und "United 93" gedreht. Dann haben wir gemeinsam die beiden "Bourne"-Filme gedreht, die nun mit der realen Welt nicht viel zu tun hatten. Es waren Actionthriller voller Verschwörungstheorien und Paranoia. Wir wollten also diese beiden Filmgenres miteinander verschmelzen und einen großen Thriller drehen, der schon etwas mit der echten Welt zu tun hat. Was die politische Seite des Films betrifft, so sucht ja die Hauptfigur nach Massenvernichtungswaffen und findet keine. Das ist ja nun nichts Neues, egal für wen. Aber dann sagt sich dieser Soldat. Stopp? Was ist hier los? Das war ja nun eine Art Reise, die wir alle mitgemacht haben."
Matt Damon gehört zu den sympathischen Stars ohne Allüren. Fast unbemerkt nur mit einem Hemd und in Bluejeans kommt er zum Gruppeninterview am runden Tisch und erweist sich als politisch interessiert und sehr informiert, wenn es um die Hintergründe zum Irakkrieg geht. Im Film verbündet sich der von ihm verkörperte Roy Miller mit einem CIA-Mann, der das Pentagon davor warnte, die irakische Armee aufzulösen und nur auf Exiliraner zu setzen. Und auch wenn es ungewohnt ist in einem kritischen Film über einen Krieg der Amerikaner den CIA-Mann als "good guy", also als eine positive Figur zu etablieren, deckt es sich wohl mit der Geschichte. Matt Damon bestätigt, dass die CIA wusste, dass es keine Massenvernichtungswaffen mehr gab, aber dass die Politiker bewusst nicht auf diese geheimdienstlichen Erkenntnisse hörten. Der Schauspieler erinnert sich auch noch daran, wie er damals auf den US-Einmarsch reagierte.
Matt Damon: "Ich erinnere mich, daran gedacht zu haben, wie seltsam es doch ist, dass es plötzlich so eine Hast gab, diesen Krieg zu beginnen. Und ich fand es seltsam, dass Condoleezza Rice sagte, der nächste Morgen könne mit einem Atompilz beginnen und in London versuchte man vielen Einwohnern weiß zu machen, sie könnten innerhalb von 45 Minuten angegriffen werden. Das erschien mir richtig absurd zu sein. Und ich dachte damals, nun sie wollen nicht im Sommer angreifen, dann ist es zu heiß. Und doch wollen sie nicht bis zum Herbst warten. Und das ist doch eigentümlich, dass man unwillig war, weitere sechs Monate zu warten und nicht auf Leute hörte wie Hans Blix und andere, die immer wieder betonten, wir finden keine Waffen. Wir finden nichts. Gebt uns mehr Zeit. Da war diese Ungeduld und die Entschuldigung dafür lautete: Wir könnten ja innerhalb dieser sechs Monate angegriffen werden. Aber das machte mich misstrauisch."
Interviewt man den Hollywoodstar und den Regisseur des Films, den Briten Paul Greengrass, erlebt man eine Überraschung. Während der US-Schauspieler sich durchaus auf die politischen Aspekte der Geschichte einlässt, wiegelt Paul Greengrass zunächst vehement ab. Der Filmemacher, der vor Jahren mit dem Politdrama "Bloody Sunday" um den blutigen Sonntag in Nordirland 1972 den Goldenen Bären gewann und einst selber als Journalist und Kriegsreporter unterwegs war, möchte "Green Zone" nicht als politischen Film verstanden wissen.
Paul Greengrass: "Ich gebe hier kein politisches Urteil ab, ansonsten würde ich mich als Kandidat für die Präsidentschaftswahl aufstellen lassen, aber das machen Politiker. Politische Statements werden von Politikern gemacht und Filmemacher machen Filme. Das ist, was ich tue, das habe ich immer getan. All meine Filme sind voller Kraft und zeitgenössisch und getrieben von meinem Wunsch, einen Sinn zu finden in dem, was da draußen passiert. Das ist mein Job als Filmemacher, das treibt mich an. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich somit ein politisches Statement ablege. (...) Es heißt nur, ich engagiere mich für die Welt, in der ich lebe, und erzähle Geschichten, die für mich einen Sinn ergeben. Ein politisches Statement ist Propaganda. Das ist etwas Anderes."
Egal, was Paul Greengrass über seinen Film sagt, "Green Zone" ist ein packender Actionfilm der sehr wohl auch politische Aussagen trifft, Fragen nach Aussöhnung mit dem Feind, Kollaboration und Pragmatismus stellt. Vor allem zeigt dieser Hollywoodfilm ganz deutlich, wie wenig Kenntnis die US-Army von den Irakern, ihrer Kultur und ihren verschiedenen Religionen hatte. In den USA scheint man das nicht gerne zu sehen. Am ersten Wochenende spielte "Green Zone" nur 15 Millionen Dollar ein. Gekostet hat er 100 Millionen Dollar.
Links auf dradio.de:
Filme der Woche 2010-03-17 - "Green Zone"
Hans-Ulrich Pönack über einen Irakkrieg-Thriller
Matt Damon: "Das Letzte, was wir wollten, war es, Zuschauer am Samstagabend zu belehren. Das will ja keiner sehen. Paul Greengrass, der Regisseur, hat ja diese sehr realistischen Filme wie "Bloody Sunday" und "United 93" gedreht. Dann haben wir gemeinsam die beiden "Bourne"-Filme gedreht, die nun mit der realen Welt nicht viel zu tun hatten. Es waren Actionthriller voller Verschwörungstheorien und Paranoia. Wir wollten also diese beiden Filmgenres miteinander verschmelzen und einen großen Thriller drehen, der schon etwas mit der echten Welt zu tun hat. Was die politische Seite des Films betrifft, so sucht ja die Hauptfigur nach Massenvernichtungswaffen und findet keine. Das ist ja nun nichts Neues, egal für wen. Aber dann sagt sich dieser Soldat. Stopp? Was ist hier los? Das war ja nun eine Art Reise, die wir alle mitgemacht haben."
Matt Damon gehört zu den sympathischen Stars ohne Allüren. Fast unbemerkt nur mit einem Hemd und in Bluejeans kommt er zum Gruppeninterview am runden Tisch und erweist sich als politisch interessiert und sehr informiert, wenn es um die Hintergründe zum Irakkrieg geht. Im Film verbündet sich der von ihm verkörperte Roy Miller mit einem CIA-Mann, der das Pentagon davor warnte, die irakische Armee aufzulösen und nur auf Exiliraner zu setzen. Und auch wenn es ungewohnt ist in einem kritischen Film über einen Krieg der Amerikaner den CIA-Mann als "good guy", also als eine positive Figur zu etablieren, deckt es sich wohl mit der Geschichte. Matt Damon bestätigt, dass die CIA wusste, dass es keine Massenvernichtungswaffen mehr gab, aber dass die Politiker bewusst nicht auf diese geheimdienstlichen Erkenntnisse hörten. Der Schauspieler erinnert sich auch noch daran, wie er damals auf den US-Einmarsch reagierte.
Matt Damon: "Ich erinnere mich, daran gedacht zu haben, wie seltsam es doch ist, dass es plötzlich so eine Hast gab, diesen Krieg zu beginnen. Und ich fand es seltsam, dass Condoleezza Rice sagte, der nächste Morgen könne mit einem Atompilz beginnen und in London versuchte man vielen Einwohnern weiß zu machen, sie könnten innerhalb von 45 Minuten angegriffen werden. Das erschien mir richtig absurd zu sein. Und ich dachte damals, nun sie wollen nicht im Sommer angreifen, dann ist es zu heiß. Und doch wollen sie nicht bis zum Herbst warten. Und das ist doch eigentümlich, dass man unwillig war, weitere sechs Monate zu warten und nicht auf Leute hörte wie Hans Blix und andere, die immer wieder betonten, wir finden keine Waffen. Wir finden nichts. Gebt uns mehr Zeit. Da war diese Ungeduld und die Entschuldigung dafür lautete: Wir könnten ja innerhalb dieser sechs Monate angegriffen werden. Aber das machte mich misstrauisch."
Interviewt man den Hollywoodstar und den Regisseur des Films, den Briten Paul Greengrass, erlebt man eine Überraschung. Während der US-Schauspieler sich durchaus auf die politischen Aspekte der Geschichte einlässt, wiegelt Paul Greengrass zunächst vehement ab. Der Filmemacher, der vor Jahren mit dem Politdrama "Bloody Sunday" um den blutigen Sonntag in Nordirland 1972 den Goldenen Bären gewann und einst selber als Journalist und Kriegsreporter unterwegs war, möchte "Green Zone" nicht als politischen Film verstanden wissen.
Paul Greengrass: "Ich gebe hier kein politisches Urteil ab, ansonsten würde ich mich als Kandidat für die Präsidentschaftswahl aufstellen lassen, aber das machen Politiker. Politische Statements werden von Politikern gemacht und Filmemacher machen Filme. Das ist, was ich tue, das habe ich immer getan. All meine Filme sind voller Kraft und zeitgenössisch und getrieben von meinem Wunsch, einen Sinn zu finden in dem, was da draußen passiert. Das ist mein Job als Filmemacher, das treibt mich an. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich somit ein politisches Statement ablege. (...) Es heißt nur, ich engagiere mich für die Welt, in der ich lebe, und erzähle Geschichten, die für mich einen Sinn ergeben. Ein politisches Statement ist Propaganda. Das ist etwas Anderes."
Egal, was Paul Greengrass über seinen Film sagt, "Green Zone" ist ein packender Actionfilm der sehr wohl auch politische Aussagen trifft, Fragen nach Aussöhnung mit dem Feind, Kollaboration und Pragmatismus stellt. Vor allem zeigt dieser Hollywoodfilm ganz deutlich, wie wenig Kenntnis die US-Army von den Irakern, ihrer Kultur und ihren verschiedenen Religionen hatte. In den USA scheint man das nicht gerne zu sehen. Am ersten Wochenende spielte "Green Zone" nur 15 Millionen Dollar ein. Gekostet hat er 100 Millionen Dollar.
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