Zwischen Anspruch und Realität – Moralisch leben, was heißt das?
Wir alle haben Ideale, Wertvorstellung, viele wollen auch einigermaßen anständig und gut durchs Leben gehen. Nur: Was heißt das eigentlich, anständig leben? Warum klaffen Wunsch und Wirklichkeit oft auseinander?
Warum prangern wir Wirtschaftsbetrug im Großen an, mogeln aber bei der eigenen Steuererklärung? Warum ermahnen wir Kinder, nicht zu lügen und schwindeln im Schnitt 200 Mal am Tag?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich Rainer Erlinger seit Jahren. Der Jurist und Mediziner ist Autor der Kolumne "Die Gewissensfrage" in der Süddeutschen Zeitung.
Eine seiner meist zitierten Leitlinien ist der Kategorische Imperativ von Immanuel Kant:
"Was du nicht wünscht, was man dir tu, das füg` auch keinem anderen zu. Ein genialer Satz. Wenn sich alle daran hielten, wäre viel gewonnen."
Moral sei nichts Abstraktes, sie beweise sich im täglichen Zusammenleben:
"Welche dieser Forderungen sind wichtig, welche sind unabdingbar, zum Beispiel, dass ich meine Mitmenschen achte, dass ich ihnen menschlichen Respekt entgegenbringe, das ist meiner Meinung nach etwas, worauf wir nicht verzichten können, egal in welcher Situation. Dass wir unseren Müll trennen, ja, das ist gut, das ist für die Umwelt ganz wichtig, aber es wird keiner von uns - so es eine Hölle gibt - in der Hölle schmoren, weil er mal einen Joghurtbecher in den falschen Eimer geworfen hat."
In seinem neuesten Buch "Moral. Wie man richtig gut lebt" hat er seinen Entwurf für eine alltagstaugliche Moral vorgelegt – philosophisch, unterhaltsam und nah am Leben mit seinen großen und kleinen Problemen.
Rainer Erlinger will dabei aber nicht den Moralapostel spielen:
"Die Moral soll uns nicht den Spaß am Leben nehmen, das tut sie auch nicht. Ich glaube sogar umgekehrt, die Moral gibt uns ein schöneres Leben und mehr Spaß am Leben."
"Es gibt ein gewisses Quantum von Glück auf der Welt, und es gibt ein gewisses Quantum Unglück, und vom Unglück gibt es deutlich mehr. Und ich möchte beteiligt sein daran, dass das Gute überwiegt und nicht Unglück bereiten, Tieren nicht zuzusetzen, die Umwelt nicht zu belasten", sagt die Schriftstellerin Karen Duve.
Mit ihrem letzten Buch "Anständig essen. Ein Selbstversuch" sorgte sie für Diskussionen. Darin berichtet sie über ihre Erfahrungen, verschiedene Ernährungsformen auszuprobieren, von biologisch über vegetarisch, vegan, bis hin zu frutarisch. Für sie stellt sich die Frage nach dem moralischen Leben beinahe jeden Tag – und das stelle eben auch ein Dilemma dar:
"Es ist so, dass man schon bei banalen Entscheidungen in fürchterliche Konflikte kommen kann: Wieso muss ich beim Kauf eines Pullovers nachdenken, wie er produziert wurde? Ist man schon böse, wenn man sich nicht darüber informiert? Ist es nicht verzeihlich, ignorant zu bleiben, was ist, wenn man das alles nicht weiß?"
Die Autorin lebt mit einem Maultier, einem Pferd, einem Esel, zwei Katzen und zwei Hühnern auf dem Lande in der Märkischen Schweiz. Eines der Hühner, Rudi, hat sie in einer waghalsigen Nachtaktion aus einem Massenstall "befreit".
Ihr Leitmotiv: "Ich versuche darauf zu achten, dass ich selbst genug Zeit habe, um so achtsam zu leben." Für sie gehören Mitgefühl, Achtsamkeit und Zeit dazu, diese Maxime zu leben. "Dass man versucht, nett zu sich zu sein, damit man in der Lage ist, nett zu anderen zu sein."
"Zwischen Anspruch und Realität – Moralisch leben, was heißt das?"
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Karen Duve und Rainer Erlinger. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de
Informationen im Internet:
Zu den "Gewissensfragen" von Rainer Erlinger:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/liste/l/10
Literaturhinweis:
Karen Duve: "Anständig essen. Ein Selbstversuch", Galiani Verlag 2010
Rainer Erlinger : "Moral. Wie man richtig gut lebt", Verlag S. Fischer 2011
Mit diesen Fragen beschäftigt sich Rainer Erlinger seit Jahren. Der Jurist und Mediziner ist Autor der Kolumne "Die Gewissensfrage" in der Süddeutschen Zeitung.
Eine seiner meist zitierten Leitlinien ist der Kategorische Imperativ von Immanuel Kant:
"Was du nicht wünscht, was man dir tu, das füg` auch keinem anderen zu. Ein genialer Satz. Wenn sich alle daran hielten, wäre viel gewonnen."
Moral sei nichts Abstraktes, sie beweise sich im täglichen Zusammenleben:
"Welche dieser Forderungen sind wichtig, welche sind unabdingbar, zum Beispiel, dass ich meine Mitmenschen achte, dass ich ihnen menschlichen Respekt entgegenbringe, das ist meiner Meinung nach etwas, worauf wir nicht verzichten können, egal in welcher Situation. Dass wir unseren Müll trennen, ja, das ist gut, das ist für die Umwelt ganz wichtig, aber es wird keiner von uns - so es eine Hölle gibt - in der Hölle schmoren, weil er mal einen Joghurtbecher in den falschen Eimer geworfen hat."
In seinem neuesten Buch "Moral. Wie man richtig gut lebt" hat er seinen Entwurf für eine alltagstaugliche Moral vorgelegt – philosophisch, unterhaltsam und nah am Leben mit seinen großen und kleinen Problemen.
Rainer Erlinger will dabei aber nicht den Moralapostel spielen:
"Die Moral soll uns nicht den Spaß am Leben nehmen, das tut sie auch nicht. Ich glaube sogar umgekehrt, die Moral gibt uns ein schöneres Leben und mehr Spaß am Leben."
"Es gibt ein gewisses Quantum von Glück auf der Welt, und es gibt ein gewisses Quantum Unglück, und vom Unglück gibt es deutlich mehr. Und ich möchte beteiligt sein daran, dass das Gute überwiegt und nicht Unglück bereiten, Tieren nicht zuzusetzen, die Umwelt nicht zu belasten", sagt die Schriftstellerin Karen Duve.
Mit ihrem letzten Buch "Anständig essen. Ein Selbstversuch" sorgte sie für Diskussionen. Darin berichtet sie über ihre Erfahrungen, verschiedene Ernährungsformen auszuprobieren, von biologisch über vegetarisch, vegan, bis hin zu frutarisch. Für sie stellt sich die Frage nach dem moralischen Leben beinahe jeden Tag – und das stelle eben auch ein Dilemma dar:
"Es ist so, dass man schon bei banalen Entscheidungen in fürchterliche Konflikte kommen kann: Wieso muss ich beim Kauf eines Pullovers nachdenken, wie er produziert wurde? Ist man schon böse, wenn man sich nicht darüber informiert? Ist es nicht verzeihlich, ignorant zu bleiben, was ist, wenn man das alles nicht weiß?"
Die Autorin lebt mit einem Maultier, einem Pferd, einem Esel, zwei Katzen und zwei Hühnern auf dem Lande in der Märkischen Schweiz. Eines der Hühner, Rudi, hat sie in einer waghalsigen Nachtaktion aus einem Massenstall "befreit".
Ihr Leitmotiv: "Ich versuche darauf zu achten, dass ich selbst genug Zeit habe, um so achtsam zu leben." Für sie gehören Mitgefühl, Achtsamkeit und Zeit dazu, diese Maxime zu leben. "Dass man versucht, nett zu sich zu sein, damit man in der Lage ist, nett zu anderen zu sein."
"Zwischen Anspruch und Realität – Moralisch leben, was heißt das?"
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Karen Duve und Rainer Erlinger. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de
Informationen im Internet:
Zu den "Gewissensfragen" von Rainer Erlinger:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/liste/l/10
Literaturhinweis:
Karen Duve: "Anständig essen. Ein Selbstversuch", Galiani Verlag 2010
Rainer Erlinger : "Moral. Wie man richtig gut lebt", Verlag S. Fischer 2011