Zwischen Hoffnung und Bedrohung
Richtige Freude über den 63. Geburtstag will in Israel nicht aufkommen. Die außenpolitische Bedrohung verhärtet die Haltung vieler Israelis, findet der Schriftsteller Rafael Seligmann. Andere wollten Frieden um fast jeden Preis. Man streitet erbittert.
Heute begeht Israel seinen 63. Geburtstag, doch rechte Freude will im jüdischen Staat nicht aufkommen. Denn in Zion fürchtet man ein Dejà-vu-Erlebnis. 1947 beschloss die Vollversammlung der Vereinten Nationen die Teilung Palästinas in einen jüdischen und in einen arabischen Staat. Nun schickt sich das gleiche UN-Gremium an, einen arabischen Staat Palästina ins Leben zu rufen.
Grundsätzlich hat sich Israel mit einem palästinensischen Staat an seiner Seite abgefunden. Selbst Likud-Ministerpräsident Benjamin Netanjahu befürwortet ein unabhängiges Palästina. Doch Israel stellt Bedingungen: Palästina muss das Existenzrecht Israels als jüdischer Staat in bilateralen Verhandlungen anerkennen, auf Gewalt und auf das Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge nach Zion verzichten. Die Palästinensische Autonomiebehörde hat aufgrund israelischer Siedlungsaktivitäten die Verhandlungen mit Israel jedoch eingestellt.
Vergangene Woche einigten sich in Kairo die PLO-Autonomiebehörde und die Hamas auf ein Versöhnungsabkommen, das die Bildung einer gemeinsamen Regierung vorsieht. Da die islamistische Hamas die Vernichtung Israels als ihr wichtigstes Ziel ansieht und den bewaffneten Kampf gegen den jüdischen Staat propagiert und betreibt, lehnt Jerusalem nun seinerseits Verhandlungen mit der palästinensischen Führung ab. Die Anerkennung eines unabhängigen Palästinas durch die UNO, dessen Regierung die Zerstörung Israels betriebe, würde von der Mehrheit der Israelis als Bedrohung ihrer Existenz aufgefasst.
Wie konnte Israel im Laufe weniger Jahrzehnte vom Liebling der Völkerfamilie und vieler human denkender Menschen zu einem von vielen geächteten Staat abgleiten? 1947 lag der Holocaust gerade zwei Jahre zurück. Der Völkermord der Nazis an den Juden war nur möglich gewesen, weil fast alle Staaten jüdische Flüchtlinge abgewiesen hatten. Ein kollektiv schlechtes Gewissen und die Not hunderttausender Schoah-Überlebender, denen die Auswanderung nach Palästina von den Engländern verwehrt wurde, bewogen viele Regierungen, auch den Juden das Recht auf ihren Staat einzuräumen. Dass die arabischen Staaten Israel angriffen, die Juden jedoch ihre Unabhängigkeit verteidigten, erhöhte die Beliebtheit Zions.
Doch als Folge des Krieges von 1967 besetzte Israel arabisches Land. Die Besatzung geriet Zion zum Fluch. Zwar räumte der jüdische Staat den Sinai nach dem Frieden mit Ägypten. In den palästinensischen Gebieten aber entstanden jüdische Siedlungen. Selbst die Rückgabe des Gaza-Streifens half nichts. Zion bleibt mit dem Makel einer Besatzungsmacht behaftet.
Zudem erstarkt der Islamismus weltweit. Iran verkündet offen sein Ziel, das "zionistische Gebilde auszulöschen", Teheran entwickelt Kernwaffen. Die schiitische Hizbollah im Libanon will Israel ebenfalls zerstören. So sieht sich der jüdische Staat weiterhin bedroht. Ein Großteil seiner Energien wird vom Militär absorbiert. Die außenpolitische Bedrohung verhärtet die Haltung vieler Israelis. Andere wollen Frieden um fast jeden Preis. Man streitet erbittert.
Aller Bedrohung zum Trotz ist Israel ein lebenswertes Land. Demokratie, unabhängige Justiz, freie Presse funktionieren. Die Wirtschaft entwickelt sich. Zion wurde ein High-Tech-Land. Es hat ein reges Kulturleben. Die Israelis versuchen, jeden Tag zu genießen. Die Hoffnung auf Frieden bleibt: "Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist", verkündete Staatsgründer David Ben Gurion.
Der Schriftsteller und Publizist Rafael Seligmann wurde 1947 in Israel geboren. Seit 1957 lebt er in Deutschland. Der promovierte Politologe schrieb die deutsch-jüdischen Gegenwartsromane "Rubinsteins Versteigerung", "Die jüdische Mamme" und "Der Musterjude". Seligmanns Familienroman "Schalom meine Liebe" wurde von der ARD verfilmt. Es folgten der Roman "Der Milchmann" sowie das Buch "Hitler. Die Deutschen und ihr Führer". 2010 erschien seine Autobiografie "Deutschland wird dir gefallen".
Grundsätzlich hat sich Israel mit einem palästinensischen Staat an seiner Seite abgefunden. Selbst Likud-Ministerpräsident Benjamin Netanjahu befürwortet ein unabhängiges Palästina. Doch Israel stellt Bedingungen: Palästina muss das Existenzrecht Israels als jüdischer Staat in bilateralen Verhandlungen anerkennen, auf Gewalt und auf das Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge nach Zion verzichten. Die Palästinensische Autonomiebehörde hat aufgrund israelischer Siedlungsaktivitäten die Verhandlungen mit Israel jedoch eingestellt.
Vergangene Woche einigten sich in Kairo die PLO-Autonomiebehörde und die Hamas auf ein Versöhnungsabkommen, das die Bildung einer gemeinsamen Regierung vorsieht. Da die islamistische Hamas die Vernichtung Israels als ihr wichtigstes Ziel ansieht und den bewaffneten Kampf gegen den jüdischen Staat propagiert und betreibt, lehnt Jerusalem nun seinerseits Verhandlungen mit der palästinensischen Führung ab. Die Anerkennung eines unabhängigen Palästinas durch die UNO, dessen Regierung die Zerstörung Israels betriebe, würde von der Mehrheit der Israelis als Bedrohung ihrer Existenz aufgefasst.
Wie konnte Israel im Laufe weniger Jahrzehnte vom Liebling der Völkerfamilie und vieler human denkender Menschen zu einem von vielen geächteten Staat abgleiten? 1947 lag der Holocaust gerade zwei Jahre zurück. Der Völkermord der Nazis an den Juden war nur möglich gewesen, weil fast alle Staaten jüdische Flüchtlinge abgewiesen hatten. Ein kollektiv schlechtes Gewissen und die Not hunderttausender Schoah-Überlebender, denen die Auswanderung nach Palästina von den Engländern verwehrt wurde, bewogen viele Regierungen, auch den Juden das Recht auf ihren Staat einzuräumen. Dass die arabischen Staaten Israel angriffen, die Juden jedoch ihre Unabhängigkeit verteidigten, erhöhte die Beliebtheit Zions.
Doch als Folge des Krieges von 1967 besetzte Israel arabisches Land. Die Besatzung geriet Zion zum Fluch. Zwar räumte der jüdische Staat den Sinai nach dem Frieden mit Ägypten. In den palästinensischen Gebieten aber entstanden jüdische Siedlungen. Selbst die Rückgabe des Gaza-Streifens half nichts. Zion bleibt mit dem Makel einer Besatzungsmacht behaftet.
Zudem erstarkt der Islamismus weltweit. Iran verkündet offen sein Ziel, das "zionistische Gebilde auszulöschen", Teheran entwickelt Kernwaffen. Die schiitische Hizbollah im Libanon will Israel ebenfalls zerstören. So sieht sich der jüdische Staat weiterhin bedroht. Ein Großteil seiner Energien wird vom Militär absorbiert. Die außenpolitische Bedrohung verhärtet die Haltung vieler Israelis. Andere wollen Frieden um fast jeden Preis. Man streitet erbittert.
Aller Bedrohung zum Trotz ist Israel ein lebenswertes Land. Demokratie, unabhängige Justiz, freie Presse funktionieren. Die Wirtschaft entwickelt sich. Zion wurde ein High-Tech-Land. Es hat ein reges Kulturleben. Die Israelis versuchen, jeden Tag zu genießen. Die Hoffnung auf Frieden bleibt: "Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist", verkündete Staatsgründer David Ben Gurion.
Der Schriftsteller und Publizist Rafael Seligmann wurde 1947 in Israel geboren. Seit 1957 lebt er in Deutschland. Der promovierte Politologe schrieb die deutsch-jüdischen Gegenwartsromane "Rubinsteins Versteigerung", "Die jüdische Mamme" und "Der Musterjude". Seligmanns Familienroman "Schalom meine Liebe" wurde von der ARD verfilmt. Es folgten der Roman "Der Milchmann" sowie das Buch "Hitler. Die Deutschen und ihr Führer". 2010 erschien seine Autobiografie "Deutschland wird dir gefallen".