Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Antonello Manacorda
Antonello Manacorda debütiert beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Ludwig von Beethoven und Franz Schubert werden zur Klassischen Epoche gezählt – und greifen doch Richtung Romantik. Wie sie ihre Persönlichkeit in die Werke einbrachten, war neu. Der Dirigent Antonello Manacorda debütiert mit zwei ihrer Sinfonien.
Beethovens kürzeste Sinfonie und Schuberts ausgedehnteste, die sogenannte "Große C-Dur-Sinfonie" – mit diesen beiden Werke debütiert der italienische Dirigent Antonello Manacorda beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Deutschlandfunk Kultur überträgt den Abend live aus dem Konzerthaus Berlin.
Beethoven hat die Weiten der Sinfonie bis zu seiner siebten schon erheblich ausgebaut. In seiner achten Sinfonie scheint er sich plötzlich zurückzubesinnen und fasst sich kurz. Aber in dieser Kürze liegt die Kraft. Allein, wie diese Sinfonie beginnt: Ohne den Musikern oder Zuhörern ein Warmlaufen zu gestatten, bricht sie einfach los.
Und die tänzerischen Momente, die sich immer wieder entwickeln, werden durch kraftvolle Akkordschläge im ganzen Orchester fast unvermittelt zum Stehen gebracht. Ein emotionales Rasen, mit dem Beethoven nicht im Finale, sondern gleich im ersten Satz aufwartet und dieses Hin und Her dem Hörer bis zum Schluss erhält. Eine atemlose Sinfonie.
Schuberts C-Dur-Sinfonien
Als Schubert seine erste C-Dur-Sinfonie 1817 schreibt, ist er voller Erleichterung. Er war dem Schuldienst unter seinem Vater entflohen und komponiert ausgelassen. Auf das Manuskript notiert er "Große Sinfonie in C-Dur", nicht wissend, dass es noch längst nicht seine wirklich "Große C-Dur-Sinfonie" ist, die wir heute kennen. Denn seine zweite C-Dur-Sinfonie komponierte er etliche Jahre später, man geht inzwischen vom Jahr 1825 aus.
Dieses Werk sprengt in der Ausdehnung alles bisher Dagewesene. Es umfasst Musik für eine knappe Stunde, eine Stunde voller Melodiösität, was die Beliebtheit der Sinfonie bis heute erklärt. Eine Klangrevolution ist der Start in die Sinfonie: ein markanter Hörner-Ruf. Dieses Eröffnungsmodell wird Vorbild für spätere Komponisten. Schumanns Frühlings-Sinfonie beginnt mit einem Bläserruf oder auch Mendelssohns Lobgesang-Sinfonie.
Uraufführung elf Jahre nach Schuberts Tod
Allerdings dauerte es eine Weile, bis die Musikwelt erkannnte, was in dieser Sinfonie steckte. Erst elf Jahre nach Schuberts Tod kommt das Werk zur Uraufführung. Schumann hatte die Sinfonie in Wien in den Nachlassunterlagen gefunden und begeistert nach Leipzig gebracht, wo Felix Mendelssohn Bartholdy schließlich die Uraufführung im Gewandhaus dirigierte.
Der aus Turin stammende Dirigent Antonello Manacorda ist bekannt für seinen Blick aus der Alten Musik heraus. Den Klang wird er eher entschlacken und eine Interpretation anbieten, die nicht auf romantischen Schmelz, sondern auf knackige Rhythmen setzt. (CdR)
Live aus dem Konzerthaus Berlin
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93
Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93
Konzertpause gegen 20.35 Uhr
Franz Schubert
Sinfonie C-Dur D 944 "Die Große"
Sinfonie C-Dur D 944 "Die Große"
In der Pause wird der dritte Teil einer Beitragsserie von Volker Mattern ausgestrahlt mit dem Thema "Weltkulturerbe und Prekariat – Soziale Rahmenbedingungen in der deutschen Theater- und Orchesterlandschaft":