Zwischen Rockstar-Leben und Mutterglück
Brisa Roché ist ein Multitalent: Sie textet und komponiert, malt und schreibt. In ihrer Musik provoziert die Tochter zweier kalifornischer Hippies mit einer deftigen Portion Erotik.
"Wenn ich ein männlicher Rock-Star wäre, würde ich auf der ganzen Tour Frauen flach legen, überall. Das wäre großartig! Es ist einfach nicht dasselbe als Frau."
Frech und mit einer großen Portion Erotik im Gepäck, so präsentiert sich Brisa Roché gern. Sie spielt mit Identitäten, provoziert. Denn äußerlich deutet so gar nichts darauf hin, dass die Sängerin gern ein Mann wäre: In den langen, schwarzen Haaren glitzern türkise und weiße Perlen. Ihre schrägen, grünen Augen sind mit viel violettem Lidschatten betont. Und dann ist da noch ein untrügliches Zeichen, dass sie eine Frau ist: ein beeindruckend runder Babybauch. Die Beteuerung der 34-Jährge wirken da schon fast absurd komisch:
"Wegen der Einschränkungen deines Körpers. Stell dir nur vor, du spielst eine Rock-Show und du hast deine Periode, und du fühlst dich nicht so tough oder so leicht, wie du solltest. Du kannst auch nicht einfach dein T-Shirt auf der Bühne ausziehen. Klar kannst du das machen, aber es ist nicht dasselbe. Es bedeutet etwas anderes. Wenn du dich betrinkst und auf der Bühne herumtanzt, ist es für eine Frau anders als für einen Mann, alles ist anders. Ich glaube einfach, es wäre einfacher und würde mehr Spaß machen als Mann."
Brisa Roché will den Spaßaspekt des Rockstar-Lebens nicht den Männern überlassen. Als eine von wenigen Musikerinnen dringt sie in diese Domäne vor und singt in ihrer Musik viel über Sex und eher weniger über Liebe und sehnsuchtsvolle Gefühle. Ihre Lieder heißen "Penetrate", "Hard as Love" oder "Get down". Eine Provokation? Bestimmt. Auf jeden Fall ihre ganz eigene Art von Feminismus.
Freiheit und Freude an der Provokation – vielleicht ist das ein Erbe ihrer Eltern. Beide sind nordkalifornische Hippies, die Mutter arbeitet noch heute als Textil-Künstlerin und macht Bilder aus roher Wolle, der Vater war Musiker, lebte früh von der Familie getrennt. Als Brisa Roché ein Teenager ist, stirbt er. Zusammen mit ihrem Stiefvater und ihrer Mutter zieht die damals 13-Jährige in die Berge.
Die Eltern verwirklichen hier ihren Aussteiger-Traum: Eine selbstgebaute Hütte ohne Telefon und mit Solarstrom. Die Tochter wird nicht gefragt, muss mitmachen und findet das Leben hier öde, zumal sie ab jetzt zuhause unterrichtet wird. Aus Langeweile komponiert sie ihre ersten Lieder.
"Damals habe ich angefangen zu schreiben. Ich war vor allem von den Beat-Poets besessen. Das habe ich dann mit dem Gitarre-Spielen kombiniert. Zu der Zeit haben mich auch die Folk-Platten meiner Mutter sehr beeinflusst: Joni Mitchell, Judy Collins, Paul Simon. Das waren die Anfänge: super-folkig, jung und surreale Poesie."
Mit 16 hat Brisa Roché genug vom aufgezwungenen Öko-Leben. Sie sucht das andere Extrem und zieht nach Seattle, damals die Hochburg des Grunge. Ihre Eltern haben nichts dagegen. In Seattle taucht die damals 16-Jährige ein in die Szene; probiert musikalisch verschiedene Bands aus. Zuhause fühlt sie sich aber erst im Jazz. 2001 zieht sie nach Paris. In den Clubs ist eine gut aussehende Amerikanerin in Paris gern gesehen, Brisa Roché hat bis zu fünf Auftritte pro Woche, verdient gutes Geld und veröffentlicht beim renommierten Label "Blue Note Records" ihr erstes Album.
Dass Brisa Roché heute nach neun Jahren noch immer in Paris lebt, inzwischen mit ihrem Freund, einem Werbefachmann, und akzentfrei Französisch spricht – das war so nie geplant.
"Ich mag es, eine Fremde in Paris zu sein. Paris hat eine Menge Geduld mit Künstlern. Das finde ich toll. In meinem Land haben wir das nicht. Außerdem ist Paris ein romantischer Ort. Nein, ich hätte nicht gedacht, dass ich so lang bleiben würde."
Regelmäßig kehrt die Sängerin in ihre Heimat Kalifornien zurück. Immer dann, wenn sie an einem neuen Album arbeitet. Sie genießt die Ruhe, kein Telefon lenkt sie ab. Die heute 34-Jährige wohnt dann bei ihren Eltern und darf sich im Bio-Supermarkt ihres Stiefvaters versorgen. Für ihr neues Album "It’s all right now" nahm Brisa Roché ihre gesamten Band mit.
"Wir waren in so einer wertfreien, offenen Stimmung, und ich war so entspannt, weil ich zu Hause war. Wir hatten so viel Freude dabei, zusammen zu spielen. Wir haben in einem großen Garten geprobt und Aufnahmen in einer Kirche gemacht. Beide Umgebungen waren so weit weg von der wirklichen Welt, dass wir vielleicht auch vor unseren eigenen Beurteilungen geschützt waren und vor dem Druck, etwas kommerzieller zu machen, oder zu denken: Ach, das ist alles nicht so gut."
Irgendwie scheint auch sie selbst ein bisschen Hippie zu sein. Da passt es ganz gut, dass Brisa Roché neben ihrer Musik auch malt. Derzeit sind es großformatige Bilder, in denen sie die lebendige, sichtbare Welt und ihr unsterbliches, unsichtbares Gegenüber darstellt.
Außerdem sucht die Musikerin einen Verlag für ein Buch, das sie gerade ins Französische übersetzt hat und bereitet dann noch ihre Live-Show vor, die im kommenden Sommer starten soll. Und dann ist da noch "diese Sache", so Brisa Roché wörtlich, die demnächst "passieren wird": Im November kommt ihr erstes Kind auf die Welt.
Frech und mit einer großen Portion Erotik im Gepäck, so präsentiert sich Brisa Roché gern. Sie spielt mit Identitäten, provoziert. Denn äußerlich deutet so gar nichts darauf hin, dass die Sängerin gern ein Mann wäre: In den langen, schwarzen Haaren glitzern türkise und weiße Perlen. Ihre schrägen, grünen Augen sind mit viel violettem Lidschatten betont. Und dann ist da noch ein untrügliches Zeichen, dass sie eine Frau ist: ein beeindruckend runder Babybauch. Die Beteuerung der 34-Jährge wirken da schon fast absurd komisch:
"Wegen der Einschränkungen deines Körpers. Stell dir nur vor, du spielst eine Rock-Show und du hast deine Periode, und du fühlst dich nicht so tough oder so leicht, wie du solltest. Du kannst auch nicht einfach dein T-Shirt auf der Bühne ausziehen. Klar kannst du das machen, aber es ist nicht dasselbe. Es bedeutet etwas anderes. Wenn du dich betrinkst und auf der Bühne herumtanzt, ist es für eine Frau anders als für einen Mann, alles ist anders. Ich glaube einfach, es wäre einfacher und würde mehr Spaß machen als Mann."
Brisa Roché will den Spaßaspekt des Rockstar-Lebens nicht den Männern überlassen. Als eine von wenigen Musikerinnen dringt sie in diese Domäne vor und singt in ihrer Musik viel über Sex und eher weniger über Liebe und sehnsuchtsvolle Gefühle. Ihre Lieder heißen "Penetrate", "Hard as Love" oder "Get down". Eine Provokation? Bestimmt. Auf jeden Fall ihre ganz eigene Art von Feminismus.
Freiheit und Freude an der Provokation – vielleicht ist das ein Erbe ihrer Eltern. Beide sind nordkalifornische Hippies, die Mutter arbeitet noch heute als Textil-Künstlerin und macht Bilder aus roher Wolle, der Vater war Musiker, lebte früh von der Familie getrennt. Als Brisa Roché ein Teenager ist, stirbt er. Zusammen mit ihrem Stiefvater und ihrer Mutter zieht die damals 13-Jährige in die Berge.
Die Eltern verwirklichen hier ihren Aussteiger-Traum: Eine selbstgebaute Hütte ohne Telefon und mit Solarstrom. Die Tochter wird nicht gefragt, muss mitmachen und findet das Leben hier öde, zumal sie ab jetzt zuhause unterrichtet wird. Aus Langeweile komponiert sie ihre ersten Lieder.
"Damals habe ich angefangen zu schreiben. Ich war vor allem von den Beat-Poets besessen. Das habe ich dann mit dem Gitarre-Spielen kombiniert. Zu der Zeit haben mich auch die Folk-Platten meiner Mutter sehr beeinflusst: Joni Mitchell, Judy Collins, Paul Simon. Das waren die Anfänge: super-folkig, jung und surreale Poesie."
Mit 16 hat Brisa Roché genug vom aufgezwungenen Öko-Leben. Sie sucht das andere Extrem und zieht nach Seattle, damals die Hochburg des Grunge. Ihre Eltern haben nichts dagegen. In Seattle taucht die damals 16-Jährige ein in die Szene; probiert musikalisch verschiedene Bands aus. Zuhause fühlt sie sich aber erst im Jazz. 2001 zieht sie nach Paris. In den Clubs ist eine gut aussehende Amerikanerin in Paris gern gesehen, Brisa Roché hat bis zu fünf Auftritte pro Woche, verdient gutes Geld und veröffentlicht beim renommierten Label "Blue Note Records" ihr erstes Album.
Dass Brisa Roché heute nach neun Jahren noch immer in Paris lebt, inzwischen mit ihrem Freund, einem Werbefachmann, und akzentfrei Französisch spricht – das war so nie geplant.
"Ich mag es, eine Fremde in Paris zu sein. Paris hat eine Menge Geduld mit Künstlern. Das finde ich toll. In meinem Land haben wir das nicht. Außerdem ist Paris ein romantischer Ort. Nein, ich hätte nicht gedacht, dass ich so lang bleiben würde."
Regelmäßig kehrt die Sängerin in ihre Heimat Kalifornien zurück. Immer dann, wenn sie an einem neuen Album arbeitet. Sie genießt die Ruhe, kein Telefon lenkt sie ab. Die heute 34-Jährige wohnt dann bei ihren Eltern und darf sich im Bio-Supermarkt ihres Stiefvaters versorgen. Für ihr neues Album "It’s all right now" nahm Brisa Roché ihre gesamten Band mit.
"Wir waren in so einer wertfreien, offenen Stimmung, und ich war so entspannt, weil ich zu Hause war. Wir hatten so viel Freude dabei, zusammen zu spielen. Wir haben in einem großen Garten geprobt und Aufnahmen in einer Kirche gemacht. Beide Umgebungen waren so weit weg von der wirklichen Welt, dass wir vielleicht auch vor unseren eigenen Beurteilungen geschützt waren und vor dem Druck, etwas kommerzieller zu machen, oder zu denken: Ach, das ist alles nicht so gut."
Irgendwie scheint auch sie selbst ein bisschen Hippie zu sein. Da passt es ganz gut, dass Brisa Roché neben ihrer Musik auch malt. Derzeit sind es großformatige Bilder, in denen sie die lebendige, sichtbare Welt und ihr unsterbliches, unsichtbares Gegenüber darstellt.
Außerdem sucht die Musikerin einen Verlag für ein Buch, das sie gerade ins Französische übersetzt hat und bereitet dann noch ihre Live-Show vor, die im kommenden Sommer starten soll. Und dann ist da noch "diese Sache", so Brisa Roché wörtlich, die demnächst "passieren wird": Im November kommt ihr erstes Kind auf die Welt.