Zwischen Sozialdrama und Comic
Déborah François war 16 Jahre jung, als sie ihre erste Rolle bekam. Es war der Start zu einer großen Karriere. In dem Film "C’est la vie", der nun auch in den deutschen Kinos läuft, spielt sie die Tochter in einer französischen Durchschnittsfamilie und erhielt dafür den wichtigsten französischen Filmpreis César.
François: "”Ich liebe Rollen, die Angst machen, ich liebe es, die Böse im Film zu sein. Das ist eine meiner Lieblings-Rollen. Die Verrückte. Was willst du spielen? Den Psycho, den Psycho!""
Böse, verrückt - das sind zwei Gedanken, die in weiter Ferne liegen, wenn man Déborah François begegnet. Die 21-Jährige wirkt äußerst sympathisch. Sie ist frisch, impulsiv, emotional und sagt, was sie wirklich denkt und fühlt. Gerade jetzt ist sie empört. In ihrem neuen Film "C’est la vie" geht es um eine fünfköpfige Familie. Ganz am Anfang sagt einer ihrer Filmbrüder: "Familien sind Maschinen, die deine Gefühle zerstören".
François: "Das ist ein furchtbarer Satz! Für mich ist es umgekehrt. Meine Familie erlaubt es mir, dass ich manche Dinge überhaupt durchstehen kann. Die Familie ist das einzige, das bleibt, wenn es nichts anderes mehr gibt, oder? Meine auf jeden Fall.
Wenn ich am anderen Ende der Welt bin, in einer anderen Zeitzone, rufe ich meine Mutter an und sie sagt: Wir lieben dich, wir denken an dich. Ich mache dir Spaghetti, wenn du nach Hause kommst! Das ist toll!"
Die Familie - das ist die Mutter, Sozialarbeiterin, der Vater, Polizist, ein jüngerer Bruder und eine ältere Schwester. Déborah François ist die einzige Künstlerin. Schon als Kind wollte sie immer schauspielern, sagt sie, bereits als Fünfjährige steht sie als Schneewittchen auf der Bühne.
Sie wächst in Lüttich auf, heute lebt sie die Hälfte des Jahres in Paris. Als sie 16 ist, bewirbt sie sich auf eine Anzeige. Das bekannte Filmemacher-Brüderpaar Jean-Pierre und Luc Dardenne sucht eine junge Darstellerin für ihren Film "L’enfant – das Kind". Sie bekommt die Rolle. Aber es wird ein harter Einstieg in die professionelle Schauspielerei.
François: "Während des Filmens haben die Brüder Dardenne wenig mit mir geredet. Immer, wenn ich nach Hause kam, dachte ich, sie sagen nichts, weil sie alles schlecht finden, was ich mache. Ich malte mir aus, dass sie sich jeden Tag fragten: Warum haben wir dieses Mädchen engagiert, sie ist so schlecht! Das war furchtbar. Damals war es hart, aber als ich ein paar Monate später den Film gesehen habe, dachte ich: Ja, klasse. Da kann man nichts sagen, der Film ist genial. Danke, dass ihr mich habt leiden lassen!"
Die Rolle einer jungen Sozialhilfeempfängerin, die als Teenager schwanger wird und deren Freund das gemeinsame Baby an Kinderhändler verkauft, bekam 2005 die Goldene Palme von Cannes. Ein wunderbares, unwirkliches Erlebnis, erinnert sich Déborah François.
François: "Ich dachte, das wird der einzige Film sein, den ich in meinem Leben mache. Selbst, als wir in Cannes die Goldene Palme gewonnen hatten. Ich dachte, das ist genial! Ich mache einen einzigen Film und gewinne die Goldene Palme. Das ist super! Okay, jetzt kann ich wieder zur Schule gehen."
So schnell aber lässt das Filmbusiness das neue Talent nicht ziehen. Direkt nach dem Abitur dreht sie weiter. In "Das Mädchen, das die Seiten umblättert" spielt sie eine vom Ehrgeiz zerfressene Metzgertochter, die ihre Karriere als Pianistin von der Bourgeoisie verhindert sieht und Rache nimmt.
In einem weiteren Film eine 16-jährige Halbwaise, die auf dem Dorf aufwächst. Acht weitere Filme folgten bis heute. Bisher schien sie auf tragische Rollen abonniert. Erst jetzt, mit ihrem neuen Film "C’est la vie", einer Komödie, hat sich das geändert. Hier spielt sie Fleur, die rebellierende, von ihren Eltern ständig genervte, jüngste Tochter einer fünfköpfigen Familie.
François: "Ich liebe Fleur, weil sie mir ein bisschen ähnelt. Ich glaube, das wird auch die letzte Rolle sein, in der ich eine 16-jährige Jugendliche spiele. Zumindest hätte ich das gern so. Als ich Fleur gespielt habe, war ich noch zwischen diesen beiden Gemütszuständen - jugendlich und erwachsen. Ich habe alles, was ich an Jugendlichkeit noch hatte, in die Rolle gegeben. Das war fast therapeutisch."
Erwachsen ist inzwischen vor allem ihr Aussehen. Mit ihren langen, braunen, glatten Haaren, den hohen Schuhen, violettem Minirock und passendem Oberteil wirkt Déborah François viel schlanker und eleganter als auf der Leinwand. Ihre Traumrolle? Eine Weltraum-Prinzessin, sagt die leidenschaftliche Leserin von Science-Fiction-Büchern. Oder "Lady Oscar" - ein in Frankreich populärer Comic über eine junge Frau kurz vor der französischen Revolution, die nur als Mann verkleidet all ihre Träume erfüllen kann.
François: "Auch wenn ich einen anderen Beruf hätte – ich würde trotzdem spielen! Ich könnte Politik machen. Oder ich könnte zur Universität gehen und Wissenschaftlerin werden. Ich würde Astrophysikerin werden."
Sie nippt an ihrem Milchkaffee im Glas und beendet das Interview mit einem Seufzer. Sterben würde sie jetzt für eine Zigarette, sagt sie mit großer Geste. Aber: keine Zeit, weitere Interviews! Déborah François wächst langsam in ihre Rolle als neuer Star. Und bei aller Natürlichkeit: Ein bisschen Diva darf sein!
Böse, verrückt - das sind zwei Gedanken, die in weiter Ferne liegen, wenn man Déborah François begegnet. Die 21-Jährige wirkt äußerst sympathisch. Sie ist frisch, impulsiv, emotional und sagt, was sie wirklich denkt und fühlt. Gerade jetzt ist sie empört. In ihrem neuen Film "C’est la vie" geht es um eine fünfköpfige Familie. Ganz am Anfang sagt einer ihrer Filmbrüder: "Familien sind Maschinen, die deine Gefühle zerstören".
François: "Das ist ein furchtbarer Satz! Für mich ist es umgekehrt. Meine Familie erlaubt es mir, dass ich manche Dinge überhaupt durchstehen kann. Die Familie ist das einzige, das bleibt, wenn es nichts anderes mehr gibt, oder? Meine auf jeden Fall.
Wenn ich am anderen Ende der Welt bin, in einer anderen Zeitzone, rufe ich meine Mutter an und sie sagt: Wir lieben dich, wir denken an dich. Ich mache dir Spaghetti, wenn du nach Hause kommst! Das ist toll!"
Die Familie - das ist die Mutter, Sozialarbeiterin, der Vater, Polizist, ein jüngerer Bruder und eine ältere Schwester. Déborah François ist die einzige Künstlerin. Schon als Kind wollte sie immer schauspielern, sagt sie, bereits als Fünfjährige steht sie als Schneewittchen auf der Bühne.
Sie wächst in Lüttich auf, heute lebt sie die Hälfte des Jahres in Paris. Als sie 16 ist, bewirbt sie sich auf eine Anzeige. Das bekannte Filmemacher-Brüderpaar Jean-Pierre und Luc Dardenne sucht eine junge Darstellerin für ihren Film "L’enfant – das Kind". Sie bekommt die Rolle. Aber es wird ein harter Einstieg in die professionelle Schauspielerei.
François: "Während des Filmens haben die Brüder Dardenne wenig mit mir geredet. Immer, wenn ich nach Hause kam, dachte ich, sie sagen nichts, weil sie alles schlecht finden, was ich mache. Ich malte mir aus, dass sie sich jeden Tag fragten: Warum haben wir dieses Mädchen engagiert, sie ist so schlecht! Das war furchtbar. Damals war es hart, aber als ich ein paar Monate später den Film gesehen habe, dachte ich: Ja, klasse. Da kann man nichts sagen, der Film ist genial. Danke, dass ihr mich habt leiden lassen!"
Die Rolle einer jungen Sozialhilfeempfängerin, die als Teenager schwanger wird und deren Freund das gemeinsame Baby an Kinderhändler verkauft, bekam 2005 die Goldene Palme von Cannes. Ein wunderbares, unwirkliches Erlebnis, erinnert sich Déborah François.
François: "Ich dachte, das wird der einzige Film sein, den ich in meinem Leben mache. Selbst, als wir in Cannes die Goldene Palme gewonnen hatten. Ich dachte, das ist genial! Ich mache einen einzigen Film und gewinne die Goldene Palme. Das ist super! Okay, jetzt kann ich wieder zur Schule gehen."
So schnell aber lässt das Filmbusiness das neue Talent nicht ziehen. Direkt nach dem Abitur dreht sie weiter. In "Das Mädchen, das die Seiten umblättert" spielt sie eine vom Ehrgeiz zerfressene Metzgertochter, die ihre Karriere als Pianistin von der Bourgeoisie verhindert sieht und Rache nimmt.
In einem weiteren Film eine 16-jährige Halbwaise, die auf dem Dorf aufwächst. Acht weitere Filme folgten bis heute. Bisher schien sie auf tragische Rollen abonniert. Erst jetzt, mit ihrem neuen Film "C’est la vie", einer Komödie, hat sich das geändert. Hier spielt sie Fleur, die rebellierende, von ihren Eltern ständig genervte, jüngste Tochter einer fünfköpfigen Familie.
François: "Ich liebe Fleur, weil sie mir ein bisschen ähnelt. Ich glaube, das wird auch die letzte Rolle sein, in der ich eine 16-jährige Jugendliche spiele. Zumindest hätte ich das gern so. Als ich Fleur gespielt habe, war ich noch zwischen diesen beiden Gemütszuständen - jugendlich und erwachsen. Ich habe alles, was ich an Jugendlichkeit noch hatte, in die Rolle gegeben. Das war fast therapeutisch."
Erwachsen ist inzwischen vor allem ihr Aussehen. Mit ihren langen, braunen, glatten Haaren, den hohen Schuhen, violettem Minirock und passendem Oberteil wirkt Déborah François viel schlanker und eleganter als auf der Leinwand. Ihre Traumrolle? Eine Weltraum-Prinzessin, sagt die leidenschaftliche Leserin von Science-Fiction-Büchern. Oder "Lady Oscar" - ein in Frankreich populärer Comic über eine junge Frau kurz vor der französischen Revolution, die nur als Mann verkleidet all ihre Träume erfüllen kann.
François: "Auch wenn ich einen anderen Beruf hätte – ich würde trotzdem spielen! Ich könnte Politik machen. Oder ich könnte zur Universität gehen und Wissenschaftlerin werden. Ich würde Astrophysikerin werden."
Sie nippt an ihrem Milchkaffee im Glas und beendet das Interview mit einem Seufzer. Sterben würde sie jetzt für eine Zigarette, sagt sie mit großer Geste. Aber: keine Zeit, weitere Interviews! Déborah François wächst langsam in ihre Rolle als neuer Star. Und bei aller Natürlichkeit: Ein bisschen Diva darf sein!